Chamaeleon Panther-Chamäleon aus Madagaskar: Kein Familien-Mitglied ist farben-feuriger und größer (Bild: Foto: flickr.com/vilify, CC BY-NC-SA 2.0)
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Chamäleons – Vorsicht Farbe!

Sie sehen aus wie Mini-Drachen aus der Urzeit. Und tatsächlich bewohnen Chamäleons die Erde möglicherweise schon seit fast 100 Millionen Jahren. Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten machen diese Echsen einzigartig im Reich der Reptilien: Auffallen und verschwinden – für beide Zwecke zünden sie ihr Farbfeuerwerk.

Wichtigste Fakten
  • Was ist ein Chamäleon?
  • Wo gibt es Chamäleons?
  • Wie groß werden Chamäleons?
  • Was ist ein Erdlöwe?
  • Welche Eigenschaften hat ein Chamäleon?

Wald und Wärme bevorzugt

Chamäleons sind in ganz Afrika zuhause – fast die Hälfte der knapp 200 Chamäleon-Arten lebt sogar auf nur einer einzigen Insel: Madagaskar vor der Südostküste des Kontinents. Doch auch die Arabische Halbinsel, Mittelmeerländer, Westindien und Sri Lanka werden von Chamäleons besiedelt.
Zwar gibt es auch Arten, die in heißen Wüsten-Oasen der Sahara oder nahe der Schneefallgrenze am Mount Kenia zurechtkommen, doch die meisten Familienmitglieder bevorzugen bewaldete Regionen – die einen auf, die anderen unter den Bäumen.

 

Auf dem Bild sieht man 6 verschiedene Chamäleon-ArtenBunte Verwandschaft: Sechs von rund 200 Chamäleon-Arten (Bild: MathKnight /CC BY-SA 4.0)

Wehrhafte „Erdlöwen“

Der Name Chamäleon stammt aus dem Griechischen und bedeutet Erdlöwe. Damit können die Griechen eigentlich nur den kleineren Teil der Familie meinen: Nur etwa 40 Arten bewohnen Unterholz und Laubschicht. Sie werden Stummelschwanz-Chamäleons genannt, manchmal auch Zwerg- oder Erdchamäleons. Dieser Familienzweig ist wirklich zwergenhaft: Seine Mitglieder werden höchstens 16 Zentimeter lang, inklusive Schwanz. Zur Verwandtschaft gehört sogar das kleinste Reptil der Erde: Brookesia micra (so der zoologische Name) misst gerade mal 2,9 Zentimeter und wurde erst 2007 auf Madagaskar entdeckt.

Die meisten Chamäleon-Arten hocken auf Büschen und Bäumen und heißen Echte Chamäleons. Sie sind die „Riesen“ in der Familie (bis 68 Zentimeter lang) und beeindrucken nicht nur durch bizarre Gestalten, sondern auch durch feuriges Farbenspiel.
Und ihren Löwenmut: Mit Fauchen und Zischen und scharfen Krallen geht ein Panther- oder Parson-Chamäleon auch schon mal auf eine angreifende Schlange los – wenn es sein muss.
Tarnung vor dem Feind ziehen die Echsen allerdings vor.

Tarnung ist das halbe Leben. Oder: Wie werde ich unsichtbar?

1. Durch Langsamkeit

Will ein Chamäleon von A nach B, braucht es viel Zeit. Gaaanz langsam, wie in Zeitlupe, setzt es einen Fuß vor den anderen. Dabei schaukelt es sacht hin und her. Nur ein ganz aufmerksamer Feind wird es von einem windbewegten Ast oder Blatt im Dickicht unterscheiden können. Aber das ist noch längst nicht alles.

Ein Chamäleon kann sogar auf die Jagd gehen, ohne seinen Körper auch nur einen Millimeter zu bewegen.
Dafür besitzt es zwei scharfe Augen, die weit aus dem Kopf herausragen und sich unabhängig voneinander bewegen. Ein Auge nach vorn, das andere nach hinten gerichtet: So scannt die Echse mit perfekten Rundblick ihre Umgebung – noch in einem Kilometer Entfernung erkennt sie ihre Beute (sowie Freund und Feind), ohne auch nur den Kopf zu drehen.

Und dann kommt die „Insekten-Angel“ ins Spiel – in Form einer Schleuderzunge, die im ganzen Tierreich einmalig ist. Sie ruht zusammengezogen im Kehlsack des Chamäleons und kann eineinhalb mal so lang sein wie ihr Besitzer. Sobald eine Fliege, ein Käfer, Heuschrecke, Spinne oder Raupe im Blickfeld der Echse auftaucht, öffnet sie ganz langsam das Maul, schleudert die Zunge wie ein Gummiband hinaus, erfasst die Beute, zieht sie ins Maul zurück und schluckt sie im Ganzen runter. Das alles in Sekundenschnelle.

2. Durch Farbe

Sie sind wie ein Chamäleon – das sagt man machmal über Leute, die sich jeder Lage anpassen. Das kann positiv, aber auch negativ gemeint sein. Für das Chamäleon selbst ist diese Fähigkeit zur Anpassung überlebenswichtig. Sitzen sie auf Büschen und Bäumen, nehmen die kleinen Drachen die Farben und Formen der Blätter und Blüten ihrer Umgebung an.
Die Stummelschwanz-Chamäleons wechseln kaum die Farbe. Sie sind braun, schwarz oder dunkelgrün, so wie der Boden mit Laub und Geäst, den sie besiedeln.

Lasst Farben sprechen!

So lautet das Lebensmotto eines Chamäleons. Denn die Kunst des Farbwechsels beherrschen diese Tiere in erster Linie, um mit Artgenossen zu kommunizieren. Chamäleons sind Einzelgänger. Treffen Rivalen oder Männchen und Weibchen aufeinander, sieht jeder gleich, welche Laune der andere hat: Der Wechsel von Farben und Mustern können sagen: Verschwinde aus meinem Revier! Ich bin der Stärkere! Ich bin zur Paarung bereit! Je größer die Aufregung, desto greller die Farben.
Grün dagegen heißt: Ich bin völlig entspannt.

Wie entsteht die Farben-Sprache?

Link zu einem Video, wo du den Farbwechsel sehen kannst

Darüber rätselten die Fachleute lange. Erst Anfang 2015 (!) fanden Wissenschaftler von der Universität Genf heraus, dass Kristalle in der Haut des Chamäleons den Farbwechsel auslösen. Man nennt sie Nanokristalle, weil sie so winzig sind. Diese Nanokristalle sind in Form eines Gitters angeordnet. Der Abstand zwischen den einzelnen Kristallen entscheidet über die Farbe des Chamäleons. Und das funktioniert so:

Grün heißt: Ich bin ganz entspannt! Droht keine Gefahr, liegen die Kristalle eng beieinander. Sie strahlen dann vor allem kurzwelliges, also blaues Licht ab. Weil die Haut überwiegend gelb gefärbt ist, sieht das Chamäleon im Ruhezustand grün aus. Denn mischt man Blau und Gelb, erhält man Grün.

Orange heißt: Vorsicht, Ärger! Regt sich das Chamäleon auf, zum Beispiel, wenn ein anderes Männchen ihm Revier oder Weibchen streitig machen will, wechselt es dramatisch Farben und Muster: von Grün auf Gelb zu Orange.
Wie das geht? Unter Anspannung driften die Kristalle in der Haut auseinander und spiegeln deshalb langwelliges, rotes Licht wider.

Das Duell

Lässt sich der Eindringling nicht beeindrucken, gehen die Männchen mit den Köpfen aufeinander los, zischen und rollen ihre Schwänze ein und aus – bis der Schwächere aufgibt.

Das lange Leben im Ei

Als Echsen legen Chamäleons normalerweise Eier – je nach Art sind es zwischen 5 und 45 Stück. Zum Ausbrüten werden die Eier vergraben – und dann kann es mehr als zwei Monate, machmal sogar über ein Jahr dauern, bis die Jungen schlüpfen: Beim Panther-Chamäleon, dem größten in der Familie, sind es bis zu 380 Tage.

Im trockenen, unwirtlichen Süden Madagaskars lebt ein Chamäleon (furciver labordi), das zwei Drittel seines Lebens im Ei verbringt: Es schlüpft nach 9 Monaten und lebt dann nur noch 5 Monate.

Es gibt aber auch Arten, die ihre Jungen lebend zu Welt bringen. Zum Beispiel das Dreihorn-Chamäleon. Der Grund: Es lebt in den kühleren Bergwäldern Ostafrikas – dort ist der Boden zum Ausbrüten der Eier einfach nicht warm genug.

Letzte Aktualisierung: 24. Oktober 2022
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Steckbrief

Lebensraum
Afrika, Madagaskar, Mittelmeer-Länder, Arabische Halbinsel, West-Indien, Sri Lanka
Arten
Echte Chamäleons, rund 160 Arten, leben auf Büschen und Bäumen / Stummelschwanz-Chamäleons, rund 40 Arten, leben am Boden im Unterholz und Laub
Größe
2,9 bis 68 Zentimeter je nach Art
Nachwuchs
5 bis 45 Eier, Brutzeit zwischen ca. 1 Monat bis 1 Jahr
Lebenserwartung
durchschnittlich 4 bis 6 Jahre
Nahrung
Insekten, Spinnen, größere Arten fressen auch kleine Vögel

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