Viele Sonnencremes enthalten nicht nur Regenwald zerstörendes Palmöl, sondern auch gesundheitschädliche Nanopartikel und chemische Stoffe, die Korallen töten können
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Sonnenschutz ohne Korallen-Gift und Nanopartikel – der Check

Ob Creme, Milch, Öl oder Spray – die Sonnenschutz-Saison hat wieder begonnen.
Das Angebot ist wie immer groß und manchmal unübersichtlich. Doch welcher Schutz ist ohne Palmöl, ohne chemische Stoffe, die Korallen und andere Meerestiere töten können – und ohne für Menschen schädliche Nanopartikel?
Das haben wir überprüft – und festgestellt:
Vor allem auf Palmöl wollen (oder können) die meisten Hersteller nicht verzichten. Unter dem Punkt zu Palmöl erfahrt ihr, warum.
Auch wenn die hier genannten Sonnenschutzmittel möglicherweise Palmöl enthalten – wir empfehlen sie trotzdem, weil es keine Alternativen gibt und sie immerhin unschädlich sind für Korallenriffe und ohne Nanopartikel auskommen.

Wichtigste Fakten
  • Welche Sonnencremes sind ungesund?
  • Gibt es Sonnencreme ohne Nanopartikel?
  • Warum kann Sonnencreme die Korallenriffe schädigen?
  • Warum steckt fast immer noch Palmöl in den Cremes?

So haben wir getestet

Wir haben nur die Bio-Produkte unter die Lupe genommen, weil bei den „normalen“ Sonnenschutzmitteln der sogenannte UV-Filter aus chemischen Wirkstoffen besteht. Der UV-Filter soll die schädliche Sonnenstrahlung abfangen, er wird als Lichtschutzfaktor angegeben, zum Beispiel 20, 30 oder maximal 50. Experten aber haben herausgefunden, dass chemische UV-Filter möglicherweise der Gesundheit schaden. Sie können zum Beispiel Allergien oder sogar Krebs verursachen. Und Korallen töten.

Wie funktioniert Sonnencreme?

Bei Bio-Sonnencremes bestehen die UV-Filter aus Mineralstoffen, etwa aus Titandioxid oder Zinkoxid. Sie bilden auf der Haut eine Schutzschicht, die die Sonnenstrahlen wie winzige Spiegel reflektieren. Vielleicht kennt ihr so eine Sonnencreme schon. Dann wisst ihr, dass sie oft einen weißen Film auf der Haut hinterlässt, der nur sehr langsam einzieht.
Weil viele Leute das lästig finden, haben die Hersteller reagiert: Sie haben die Mineralteilchen stark verkleinert. Aber das kann ein Problem sein. Einige Produkte enthalten nun so winzige Partikel, dass sie nur noch im sogenannten Nanobereich liegen – und das kann riskant sein, weil diese Kleinstteilchen durch die Haut dringen können. Aus diesem Grund haben wir nur Sonnencremes ohne Nanopartikel ausgesucht.

Bei den Inhaltsstoffen der vorgestellten Produkte gibt es ein paar Begriffe, die wir euch hier vorab erklären. Sie müssen auf der Verpackung angegeben werden, so könnt ihr sie leicht erkennen – und vermeiden.

Noch eine Anmerkung zu den Preisen: Alle vier Produkte sind etwas teurer als die Cremes von Discountern oder Drogeriemärkten. Dort haben wir keinen Bio-Sonnenschutz ohne Palmöl, Nanopartikel und mineralischem Lichtschutzfaktor entdeckt. Aber man braucht für einen Sommer ja nicht immer Riesenmengen. Daher finden wir, dass man auch einen oder zwei Euro mehr ausgeben kann.

Hawaii und Palau verbieten bestimmte Sonnencremes – zum Schutz ihrer Korallenriffe

Viele Sonnenschutzmittel sind Gift für Korallenriffe. Das haben italienische Meeresbiologen im Auftrag der EU-Kommission schon 2008 festgestellt. Verantwortlich sind vor allem die beiden Chemikalien Octinoxat und Oxybenzon. Sie werden als UV-Filter benutzt und schädigen das Erbgut von Fischen und Korallen.
Doch erst 10 Jahre nach dieser Erkenntnis haben die ersten Insel-Staaten reagiert – denn sie sind besonders betroffen:  Der US-Bundesstaat Hawaii und der Inselstaat Palau im Pazifik haben beschlossen, Sonnenschutzmittel mit den chemischen UV-Filtern Octinoxat und Oxybenzon gesetzlich zu verbieten. Palau ab 2020, Hawaii ab 2021.
Rund um Hawaii sind schon viele Korallenriffe abgestorben. Ein Grund dafür ist die Erwärmung unserer Meere, sagen Wissenschaftler. Ein anderer: unsere Sonnenmilch.
Auch deshalb empfehlen wir Sonnenschutz mit mineralischem UV-Filter.
Warum Korallenriffe nicht sterben dürfen, erfahrt ihr hier.

Wofür und warum verwenden die meisten Hersteller Pamöl?

Palmöl verbrigt sich in den Inhaltsstoffen Caprylic/Capric Triglyceride. Das sind sogenannte Emulgatoren (Bindemittel), die dabei helfen, zwei nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten zu verbinden. Zum Beispiel Öl und Wasser.
Die meisten Hersteller verwenden Emulgatoren mit Palmöl, weil Pamöl das billigste Pflanzenöl auf dem Weltmarkt ist und reichlich verfügbar.
Die Hersteller der von uns gefragten Bio-Sonnenschutzmittel machten zu Palmöl diese Angaben:
Eco Cosmetics kauft Emulgatoren mit Kokosöl, zum Teil auch Oliven- und Sojaöl. Nur, wenn diese nicht ausreichend zur Verfügung stehen, kauft die Firma ein palmöl-haltiges Produkt. Das sei vor 7 Jahren zuletzt der Fall gewesen.
Eubiona versucht, alle Rohstoffe aus Kokos oder Soja oder ähnliche Öle zu bekommen. Bei Lieferengpässen kauft die Firma auch Palmöl, was aber sehr selten vorkomme.
i+m Naturkosmetik verwendet überwiegend Palmöl. Sie seien sich aber der Palmölproblematik durchaus bewusst und wollen schon seit längerem die Produkte palmölfrei gestalten.
Auch der belgische Hersteller von Biosolis kennt das Palmöl-Problem und betont, dass sie nur zertifizierte Rohstoffe verwenden.

Palmöl verstecken Hersteller von Kosmetika übrigens auch hinter diesen Bezeichnungen: Cetearyl Alcohol, Glyceryl Stearate, Glyceryl Stearate Citrate oder Glyceryl Stearate SE.

Was sind Nanopartikel?

Der Begriff Nano bezeichnet die Größe der einzelnen Teilchen eines Stoffes. Nanos stammt aus dem Griechischen und bedeutet Zwerg. Nano steht als Vorsilbe für ein Milliardstel.
Nanoteilchen in Kosmetika sind nur erlaubt, wenn die Verwendung dieser Partikel sicher und damit nicht gesundheitsgefährdend ist. Der Gebrauch von Nanomaterialien muss deutlich gekennzeichnet sein.
In Sonnenschutzmitteln werden häufig Titandioxid und Zinkoxid eingesetzt. Und zwar, wie oben schon erwähnt, als mineralischer Lichtschutzfilter.
Die Weltgesundheitsorganisation hat Nano-Titandioxid als möglicherweise krebserregend beim Menschen eingestuft. Deshalb sind Sonnenschutzmittel mit Titandioxid und Zinkoxid nur empfehlenswert, wenn die Partikel größer sind als im Nanobereich.

Was ist PEG?

Polyethylenglykole werden in vielen Kosmetikprodukten verwendet. Doch sie können die Haut reizen und Allergien auslösen. Der Hauptstoff der Polyethylenglykole ist Ethylenoxid. Dieser Stoff ist kann das Erbgut schädigen und Krebs verursachen. PEG sind übrigens für Naturkosmetik nicht zugelassen.

Was sind Parabene?

In der Kosmetik dienen Parabene als Konservierungsmittel – nicht nur im Sonnenschutz, sondern auch in Duschgel oder Zahnpasta. Doch Parabene stehen seit Jahren in Verdacht, in den Hormon-Haushalt des Menschen einzugreifen.

 

Bio-Sonnencremes von Naturkosmetikherstellern:

Eco Cosmetics Sonnenschutz

  • Gibt es als Lotion, Creme, Milch, Spray, Gel und Öl
  • Lichtschutzfaktor: 10 bis 50
  • ohne hormonell wirksame Stoffe, Nanopartikel, Aluminiumsalze, PEG, Parabene
  • ohne synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe
  • vegan und hergestellt ohne Tierversuche
  • Hersteller: Eco Naturkosmetik
  • Preis für 100 ml: ab 18,53 €, je nach LSF und Händler
  • Das Ey-Sunspray (neue Linie für junge Leute) kostet ab 15,40 €/100 ml
  • erhältlich in vielen Naturkost-, Naturkosmetik- und Bioläden
  • seit 7 Jahren kein Palmöl (stattdessen Kokos-, Oliven-, Sojaöl)

Die Sonnencremes im Video-Test:

Eubiona Sonnenschutz

  • Gibt es als Creme und Milch
  • Lichtschutzfaktor 20 und 30
  • ohne Nanopartikel, Parabene, PEG
  • vegan
  • 95 % der pflanzlichen Inhaltsstoffe aus Bio-Anbau
  • Hersteller: eubiona Biokosmetik
  • Preis: 100 ml ab 14,95 € je nach LSF und Händler
  • erhältlich in Bioläden und im Fachhandel für Reform- und Naturwaren
  • selten Palmöl, eher Kokos- oder Sojaöl
 

i+m Naturkosmetik Sun Protect

  • Gibt es als Creme und Milch
  • Lichtschutzfaktor 30
  • ohne Nanopartikel
  • vegan
  • ohne Tierversuche
  • Bio-Qualität
  • Hersteller: i+m Naturkosmetik
  • Preis: 100 ml ab 12,90 € je nach Händler
  • erhältlich in Bio- und Drogeriemärkten (z.B. denn's, Müller, Bio Company, Budni)
  • überwiegend mit Palmöl

Biosolis Sonnenpflege

  • Gibt es als Creme, Milch und Spray
  • Lichtschutzfaktor 15 bis 50
  • ohne Nanopartikel
  • Hersteller: Provera SA in Belgien
  • Preis: 100 ml ab 18,50 €
  • erhältlich bei Altnatura, Basic, in vielen Bio-Supermärkten, Drogerie Müller-Naturshop, im Fachhandel
  • überwiegend mit Palmöl

Ergänzung im Juni 2021:
Die Stiftung Warentest hat Sonnencremes und -spays auf ihren wirksamen Schutz vor Sonnenbrand getestet.
Die Produkte von Biosolis kommen im Test nicht gut weg: Sie wurden als „mangelhaft“ bewertet, weil sie nicht den angegebenen Sonnenschutz bieten. (Zeitschrift test, Ausgabe August 2021).

Übrigens: Leichte Kleidung und Hüte oder Kopftücher sind immer noch der beste Sonnenschutz. Außerdem solltest du dir zwischen 11 und 15 Uhr lieber ein schattiges Plätzchen suchen.

Letzte Aktualisierung: 25. Juni 2021
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