Lerne, warum Palmöl schädlich für den Regenwald ist:
Sonnencreme bei Stiftung Warentest und Öko-Test: Unser Ergebnis – und ein Experiment
Die Zeitschriften Öko-Test und Stiftung Warentest untersuchen regelmäßig Sonnencremes, jeden Sommer aufs Neue. 2023 war Ökotest mit den getesteten Cremes größtenteils zufrieden – wir aber nicht. Welche Kritik wir an den Testsiegern haben und wie ihr gute Sonnencreme für euch findet, verraten wir euch hier. Am Ende findet ihr noch ein Experiment für zu Hause.
- Warum ist Sonnencreme wichtig und worauf kommt es beim Kauf an?
- Welche Sonnencremes sind ungesund – und was sind Alternativen?
- Was machen Nanopartikel in meiner Sonnencreme?
- Was hat das Sterben der Korallenriffe direkt mit Sonnencreme zu tun?
- Warum steckt fast immer Palmöl im Sonnenschutz?
Sonnenschutz ist extrem wichtig, um das Risiko von Hautkrebs zu reduzieren. Allerdings enthalten viele handelsübliche Sonnencremes bedenkliche Inhaltsstoffe. Von Palmöl über chemische Stoffe, die Korallen und andere Meerestiere gefährden können, bis hin zu Nanopartikeln – es gibt einige unheimliche Zutaten. Deshalb haben wir für euch Sonnenschutzmittel auf ihre Inhaltsstoffe getestet.
Wir haben auch geprüft, wie sich die Cremes auf der Haut anfühlen und ob sie gut einziehen. Denn wenn man nur über weiße Schleier auf der Haut frustriert ist, hat man keine Lust, sich überhaupt einzucremen, oder?
Wie funktioniert Sonnencreme?
Sonnenschutzmittel bilden mithilfe sogenannter UV-Filter eine schützende Barriere auf der Haut, um schädliche UV-Strahlen zu absorbieren oder zu reflektieren und somit vor Sonnenbrand und langfristigen Schäden zu schützen.
Bei „normalen“ Sonnenschutzmitteln besteht der sogenannte UV-Filter aus chemischen Wirkstoffen. Diese UV-Filter sollen vor schädlicher Sonnenstrahlung schützen und werden als Lichtschutzfaktor angegeben, zum Beispiel 20, 30 oder maximal 50. Aber Experten haben rausgefunden, dass chemische UV-Filter vielleicht sogar gefährlich für unsere Gesundheit sind. Sie können zum Beispiel Allergien auslösen oder sogar Krebs verursachen. Und wusstet ihr, dass sie auch Korallen töten können?
In Bio-Sonnencremes bestehen die UV-Filter hingegen aus Mineralstoffen wie Titandioxid oder Zinkoxid. Sie bilden eine Schutzschicht auf der Haut, die die Sonnenstrahlen wie winzige Spiegel reflektiert. Vielleicht habt ihr schon mal solch eine Sonnencreme benutzt. Dann kennt ihr sicher den weißen Film, den sie oft auf der Haut hinterlässt, und der nur langsam einzieht.
Da viele Leute das als störend empfinden, haben die Hersteller reagiert. Sie haben die Mineralpartikel stark verkleinert. Aber das kann ein Problem sein. Einige Produkte enthalten nun so winzige Partikel, dass sie sich im sogenannten Nanobereich befinden – und das kann riskant sein, da diese winzigen Teilchen durch die Haut gelangen können.
Deshalb haben wir uns in unserem Test (weiter unten) nur für Bio-Sonnencremes ohne Nanopartikel entschieden.
Sonnencreme-Test von Öko-Test 2023: Die Sieger
Stiftung Öko-Test hat die im Bild gezeigten Sonnencremes als Testsieger gekürt. Unsere Bewertung im Alltagstest:
- Die Alverde Sensitiv Sonnenmilch 30 enthält Nanopartikel (siehe oben). Außerdem haben wir sie getestet und festgestellt: Sie hinterlässt einen Film auf der Haut, lässt sich schlechter verteilen und macht gelbe Flecken auf der Kleidung, die sich nicht herauswaschen lassen. Wir empfehlen diese Sonnencreme daher nicht.
- Die Lavera Sensitiv Sonnenlotion 30 gefällt uns ganz gut. Diese Sonnencreme ist aus unserer Sicht empfehlenswert.
- Die Sun D’Or Sonnenmilch Sensitiv 30 ist keine Bio-Sonnenmilch. Im Vergleich zu den anderen Sonnencremes enthält sie einen höheren Anteil an Palmöl. Doch am wichtigsten ist, dass sie problematische Stoffe enthält, darunter "Disodium EDTA". Es ist bisher unklar, wie gesundheitsschädlich diese Verbindung (ein sogenannter Chelatbildner) ist. Aber eines ist sicher: Sie ist umweltschädlich. Disodium EDTA ist sehr gut wasserlöslich und gelangt oft in Flüsse und Meere. Es wurde bereits im Trink- und Grundwasser nachgewiesen. Deshalb haben wir uns entschieden, diese Sonnenmilch nicht weiterzuempfehlen.
Hintergründe und Erklärungen:
Giftige Sonnenschutzmittel: Gefahr für Korallenriffe und Meereslebewesen
Viele Sonnenschutzmittel sind Gift für Korallenriffe. Das haben italienische Meeresbiologen im Auftrag der EU-Kommission schon 2008 festgestellt. Verantwortlich sind vor allem die beiden Chemikalien Octinoxat und Oxybenzon. Sie werden als UV-Filter benutzt und schädigen das Erbgut von Fischen und Korallen.
Doch erst 10 Jahre nach dieser Erkenntnis haben die ersten Insel-Staaten reagiert – denn sie sind besonders betroffen: Der US-Bundesstaat Hawaii und der Inselstaat Palau im Pazifik haben beschlossen, Sonnenschutzmittel mit den chemischen UV-Filtern Octinoxat und Oxybenzon gesetzlich zu verbieten. Palau ab 2020, Hawaii ab 2021.
Rund um Hawaii sind schon viele Korallenriffe abgestorben. Ein Grund dafür ist die Erwärmung unserer Meere, sagen Wissenschaftler. Ein anderer: unsere Sonnenmilch.
Auch deshalb empfehlen wir Sonnenschutz mit mineralischem UV-Filter.
Warum Korallenriffe nicht sterben dürfen, erfahrt ihr hier.
Wenn wir Kohle, Benzin und Erdgas verbrennen, gelangt viel Kohlendioxid in die Luft. Das ist schlecht für unser Klima, weil es den Treibhauseffekt verstärkt und es wärmer wird. Aber wusstest du, dass ein großer Teil des Kohlendioxids vom Meer aufgenommen wird? Das ist gut für das Klima, aber leider schlecht für die Meere – vor allem für die Korallenriffe, die Heimat vieler verschiedener Tierarten sind.
Im Wasser bildet das Kohlendioxid eine Säure, ähnlich wie die im prickelnden Mineralwasser. Säure ist jedoch sehr schädlich für Korallen, die aus Kalk bestehen. Um zu verstehen, was Säure mit Kalk macht, kannst du ein einfaches Experiment zu Hause ausprobieren:
Was du brauchst:
- Ein paar Eierschalen
- Essig
- Ein Glas
Was du tun musst:
- Gib die Eierschalen in das Glas.
- Bedecke sie mit Essig.
Was passiert:
Schon bald wirst du sehen, wie die Säure im Essig die Eierschalen angreift. Die Eierschalen bestehen aus Kalk, genau wie die Panzer der Korallen. Nach einem Tag wird die Säure die Eierschalen komplett auflösen.
Wusstest du schon...?
Nicht nur Korallen sind von der Übersäuerung der Meere durch Kohlendioxid bedroht, sondern auch andere Tiere mit Kalkpanzern oder -skeletten, wie Muscheln, Seesterne, Seeigel, Schnecken, Tintenfische und viele mehr. Aber Korallen sind besonders empfindlich, weil das Meer gleichzeitig auch immer wärmer wird.
Wofür und warum verwenden die meisten Hersteller Pamöl?
Vor allem auf Palmöl wollen (oder können) die meisten Hersteller nicht verzichten. Doch leider gibt es bisher keine guten Alternativen:
Palmöl verbrigt sich in den Inhaltsstoffen Caprylic/Capric Triglyceride. Das sind sogenannte Emulgatoren (Bindemittel), die dabei helfen, zwei nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten zu verbinden. Zum Beispiel Öl und Wasser.
Die meisten Hersteller verwenden Emulgatoren mit Palmöl, weil Pamöl das billigste Pflanzenöl auf dem Weltmarkt ist und reichlich verfügbar.
Palmöl verstecken Hersteller von Kosmetika übrigens auch hinter diesen Bezeichnungen: Cetearyl Alcohol, Glyceryl Stearate, Glyceryl Stearate Citrate oder Glyceryl Stearate SE.
Was sind Nanopartikel?
Der Begriff Nano bezeichnet die Größe der einzelnen Teilchen eines Stoffes. Nanos stammt aus dem Griechischen und bedeutet Zwerg. Nano steht als Vorsilbe für ein Milliardstel.
Nanoteilchen in Kosmetika sind nur erlaubt, wenn die Verwendung dieser Partikel sicher und damit nicht gesundheitsgefährdend ist. Der Gebrauch von Nanomaterialien muss deutlich gekennzeichnet sein.
In Sonnenschutzmitteln werden häufig Titandioxid und Zinkoxid eingesetzt. Und zwar, wie oben schon erwähnt, als mineralischer Lichtschutzfilter.
Die Weltgesundheitsorganisation hat Nano-Titandioxid als möglicherweise krebserregend beim Menschen eingestuft. Deshalb sind Sonnenschutzmittel mit Titandioxid und Zinkoxid nur empfehlenswert, wenn die Partikel größer sind als im Nanobereich.
Was ist PEG?
Polyethylenglykole werden in vielen Kosmetikprodukten verwendet. Doch sie können die Haut reizen und Allergien auslösen. Der Hauptstoff der Polyethylenglykole ist Ethylenoxid. Dieser Stoff ist kann das Erbgut schädigen und Krebs verursachen. PEG sind übrigens für Naturkosmetik nicht zugelassen.
Was sind Parabene?
In der Kosmetik dienen Parabene als Konservierungsmittel – nicht nur im Sonnenschutz, sondern auch in Duschgel oder Zahnpasta. Doch Parabene stehen seit Jahren in Verdacht, in den Hormon-Haushalt des Menschen einzugreifen.
Unser Alltagstest mit Video
Bio-Sonnencremes von Naturkosmetikherstellern
Diese Sonnencremes haben wir für euch sowohl auf Inhaltsstoffe geprüft als auch auf der Haut selber ausprobiert.
Noch eine Anmerkung zu den Preisen: Alle vier Produkte sind etwas teurer als die Cremes, die man in Discountern oder Drogeriemärkten findet. Dort haben wir keinen Bio-Sonnenschutz ohne Palmöl, Nanopartikel und mineralischen Lichtschutzfaktor entdeckt, der gut einzieht. Aber man braucht für einen Sommer auch nicht immer große Mengen. Daher finden wir, dass es sich lohnt, ein oder zwei Euro mehr auszugeben.
Zu der Verwendung von Palmöl machten die Hersteller der von uns gefragten Bio-Sonnenschutzmittel diese Angaben:
- Eco Cosmetics kauft Emulgatoren mit Kokosöl, zum Teil auch Oliven- und Sojaöl. Nur, wenn diese nicht ausreichend zur Verfügung stehen, kauft die Firma ein palmöl-haltiges Produkt. Das sei vor 7 Jahren zuletzt der Fall gewesen.
- Eubiona versucht, alle Rohstoffe aus Kokos oder Soja oder ähnliche Öle zu bekommen. Bei Lieferengpässen kauft die Firma auch Palmöl, was aber sehr selten vorkomme.
- i+m Naturkosmetik verwendet überwiegend Palmöl. Sie seien sich aber der Palmölproblematik durchaus bewusst und wollen schon seit längerem die Produkte palmölfrei gestalten.
- Auch der belgische Hersteller von Biosolis kennt das Palmöl-Problem und betont, dass sie nur zertifizierte Rohstoffe verwenden.
Eco Cosmetics Sonnenschutz
- Gibt es als Lotion, Creme, Milch, Spray, Gel und Öl
- Lichtschutzfaktor: 10 bis 50
- ohne hormonell wirksame Stoffe, Nanopartikel, Aluminiumsalze, PEG, Parabene
- ohne synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe
- vegan und hergestellt ohne Tierversuche
- Hersteller: Eco Naturkosmetik
- Preis für 100 ml: ab 18,53 €, je nach LSF und Händler
- Das Ey-Sunspray (neue Linie für junge Leute) kostet ab 15,40 €/100 ml
- erhältlich in vielen Naturkost-, Naturkosmetik- und Bioläden
- seit 7 Jahren kein Palmöl (stattdessen Kokos-, Oliven-, Sojaöl)
Die Sonnencremes im Video-Test:
Eubiona Sonnenschutz
- Gibt es als Creme und Milch
- Lichtschutzfaktor 20 und 30
- ohne Nanopartikel, Parabene, PEG
- vegan
- 95 % der pflanzlichen Inhaltsstoffe aus Bio-Anbau
- Hersteller: eubiona Biokosmetik
- Preis: 100 ml ab 14,95 € je nach LSF und Händler
- erhältlich in Bioläden und im Fachhandel für Reform- und Naturwaren
- selten Palmöl, eher Kokos- oder Sojaöl
i+m Naturkosmetik Sun Protect
- Gibt es als Creme und Milch
- Lichtschutzfaktor 30
- ohne Nanopartikel
- vegan
- ohne Tierversuche
- Bio-Qualität
- Hersteller: i+m Naturkosmetik
- Preis: 100 ml ab 12,90 € je nach Händler
- erhältlich in Bio- und Drogeriemärkten (z.B. denn's, Müller, Bio Company, Budni)
- überwiegend mit Palmöl
Biosolis Sonnenpflege
- Gibt es als Creme, Milch und Spray
- Lichtschutzfaktor 15 bis 50
- ohne Nanopartikel
- Hersteller: Provera SA in Belgien
- Preis: 100 ml ab 18,50 €
- erhältlich bei Altnatura, Basic, in vielen Bio-Supermärkten, Drogerie Müller-Naturshop, im Fachhandel
- überwiegend mit Palmöl
Ergänzung im Juni 2021:
Die Stiftung Warentest hat Sonnencremes und -spays auf ihren wirksamen Schutz vor Sonnenbrand getestet.
Die Produkte von Biosolis kommen im Test nicht gut weg: Sie wurden als „mangelhaft“ bewertet, weil sie nicht den angegebenen Sonnenschutz bieten. (Zeitschrift test, Ausgabe August 2021).
Übrigens: Leichte Kleidung und Hüte oder Kopftücher sind immer noch der beste Sonnenschutz. Außerdem solltest du dir zwischen 11 und 15 Uhr lieber ein schattiges Plätzchen suchen.
- Palmöl: Wie das billige Pflanzenfett den Regenwald zerstört
- Eiscreme ohne Palm- und Kokosöl
- Palmöl-freie Schokocreme: Der Check 2024
Hilf dem Regenwald
Unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende.
Jeder Beitrag macht einen Unterschied!
Unser Newsletter
Bleibe mit tollen Aktionen, Tiersteckbriefen, Wettbewerben und spannenden News jeden Monat kostenlos am Ball.
Diesen Artikel kommentieren
Wenn Du Fragen zu dieser Seite hast, schreib uns an info@abenteuer-regenwald.de.
Hallo,
ich wundere mich gerade ein wenig über euren Artikel. Ihr schreibt bei dem Eubinoa Sonnenschutz "frei von Nanopartikeln".
Auf der Seite des Herstellers sind folgende Angaben zu den Inhalsstoffen gemacht:
"Aqua, Dicaprylyl Carbonate, Caprylic/Capric Triglyceride, Glycine Soja Oil*, Titanium Dioxide, Zinc Oxide, Simmondsia Chinensis Seed Oil*, Alumnia, Polyglyceryl-2-dipolyhydroxystearate, Stearic Acid, Polyglyceryl-3 Diisostearate, Glycerin, Helianthus Annuus Seed Oil, Canola Oil, Magnesium Sulfate, Glyceryl Citrate/Lactate/Linoleate/Oleate, Tocopherol, Parfum, Limonene, Benzyl Benzoate, Linalool"
Soweit mir bekannt ist gehören gerade das Zinc Oxid und das Titan Oxid zu den Nanopartikeln?!
Es mag ja sein, dass ich falsch informiert bin, aber aus meiner Sicht stimmen die Angaben in eurem Artiekl nicht,
Viele Grüße
Ralf
Ich verfolge Deine Seite ganz regelmäßig. Es gibt jetzt ein Sonnenspray von dm sun dance carotin spray. Auf der Verpackung heißt es, dass das Spray ohne Octocrylene, „konform mit dem Hawaii Riffgesetz“ und „Rezeptur ohne Mikroplastik, wasserlösliche rein synthetische Polymere“.
Kommt dieses Spray unter Deinen hier aufgeführten Kriterien ebenfalls infrage?
Danke Dir schonmal :)
Toller Beitrag! Vielen Dank fürs Recherchieren und Informieren! :)
Auf das wir alle eines Tages mehr für unsere Erde tun.
Sehr guter Beitrag
Bei dm.de finde ich diese Creme von Alverde nicht mehr. Sind die aktuellen Produkte Nachfolger, die die gleichen Voraussetzungen erfüllen? Können Sie das herausfinden? Denn bald geht es ja los mit dem Eincremen... Danke!
Schade dass es kein Rezept für die Palmöl freie Sonnencreme gibt
leider gehört Alverde zu den Firmen, die mit Tierversuchen arbeiten
Ich würde gerne alle Komentare der Leser einsehen können.
Schade das das nicht geht.
Gruß Kai
Ich finde das einen sehr guten Artikel
Mich würde auch interessieren, wo in Lebensmitteln kein Palmöl ist, z.B. in Margarine und vielen anderen mehr.
Am besten Kosmetik selbst machen (macht auch noch spass und nicht sehr viel Arbeit) und wenn nicht, umsichtig suchen-finden-kaufen-andere aufklären.
Der Artikel zeigt deutlich wie viel mehr unsere Natur unsere Unterstützung zum natürlichen Erhalt des Urwaldes und seinen Bewohnern bedarf.
Natur natürlich erhalten soll unser Ziel sein-
denn:
Wir brauchen die Natur,
die Natur uns jedoch nicht!