Männlicher Komodowaran auf einem Hügel über dem Meer Die Riesenechse fühlt sich beim Sonnenbad im lichten Grasland besonders wohl (Bild: USO)
Lesezeit ca. 7 Minuten

Die letzten Drachen der Erde

Sie sind die größten Echsen unserer Zeit und sehen doch aus wie Wesen aus der Urzeit. Und auch wenn ein Komododrache kein Feuer speit – mit seinem Speichel kann er einen Wasserbüffel töten. 
Seit etwa fünf Millionen Jahren bewohnen diese Riesenechsen unseren Planeten – jetzt droht ihnen auf ihren indonesischen Heimatinseln der Untergang.

Wichtigste Fakten
  • Wo leben die größten Echsen der Erde?
  • Was fressen sie?
  • Sind sie mit den Dinosauriern verwandt?
  • Warum sind sie so gefährdet?

Dino-Blut fließt nicht in ihren Adern

Manche Leute denken, Komodowarane seien die Nachfahren der Dinosaurier. Das kann aber gar nicht sein. Denn die Riesenechsen entwickelten sich erst 60 Millionen Jahre nach dem Aussterben der Dinos: also erst vor vier bis fünf Millionen Jahren in Australien. Von dort aus erreichten sie später auch das indonesische Inselreich.

Karte mit Verbreitungsgebiet des Komodowarans – Übersicht und DetailAuf der großen Karte sieht man die indonesische Inselwelt mit den Heimatinseln der Warane (rot). Im Ausschnitt rechts oben sind die Inseln im Einzlenen zu erkennen (Bild: CC0 1.0)

Eine Insel gab ihnen den Namen

Eine dieser Inseln heißt Komodo. Dort wurde der Waran zuerst gefunden und beschrieben, das war 1912. Deshalb gaben ihm die Forscher den Namen Komodowaran. Komododrache wird er auch oft genannt. Für die Einheimischen ist er ein „sebae“, Zwilling der Komodomenschen. 
Heute leben die letzten seiner Art in Freiheit nur noch auf den fünf Inseln des Komodo-Nationalparks und auf der weiter östlich gelegenen Insel Flores. 
Dort bewohnen die Echsen am liebsten das waldige Tiefland, umrahmt von den Hügeln der Savanne, wo sie gern sonnenbaden. Aber auch die feuchten Monsunwälder, Mangroven und die tropischen Bergwälder gehören zu ihren Lebensräumen – bis 700 Meter Höhe kommen sie zurecht.

Das Echsen-Leben beginnt unterirdisch...

... in zwei Meter tiefen Erdlöchern. Dort hat das Weibchen ihre Eier abgelegt – bis zu 38 können es sein. Komodowarane haben zwar scharfe gebogene Zehennägel, mit denen es sich gut graben lässt. Aber so tiefe Löcher auszuheben, ist ziemlich anstrengend und zeitraubend. Deshalb nutzen die Echsen sehr gern verlassene Nester von Großfußhühnern. Ein paar Monate lang bewacht das Weibchen ihre Nester vor Feinden. 
Nach neun Monaten schlüpfen die Jungen und graben sich einen Tunnel ins Licht der Welt. Es ist nun März/April, Ende der Regenzeit, die neues Grün mit viel Insekten-Futter geschaffen hat.

Kinderstube in der Baumkrone – sicher ist sicher

Kaum haben es die kleinen Warane ins Freie geschafft, erklimmen sie den nächsten Baum. Sie sind nach dem Schlüpfen nur 40 Zentimeter lang und wiegen gerade mal 100 Gramm – so viel wie eine Tafel Schokolade. 
Ihr gesamtes erstes Jahr verbringen die Jungen im dichten Blätterdach, denn dort sind sie gut getarnt vor Feinden wie Schlangen oder kleinen Raubkatzen – und auch vor gefräßigen größeren Artgenossen. Sie selbst erbeuten am Anfang hauptsächlich Insekten, später auch Geckos, Vogeleier und kleine Echsen. 
Nach zwei Jahren verlassen die Jungtiere ihre sichere Kinderstube immer häufiger. Denn sie brauchen auch noch andere Nahrung wie Ratten oder Schlangen, um satt zu werden. 
Nach fünf bis sechs Jahren bringen es die Warane auf 15 Kilogramm. 

schlafender KomodowaranMittagsschlaf auf einem bequemen Ast (Bild: plattbridger/CC BY-NC 2.0)

Und die Jagd beginnt

Mit 20 Kilo kommen die Echsen kaum noch die Bäume hoch. Sie verlegen ihr Leben auf den Boden und entwickeln eine ganz eigene Art zu jagen. Der Komododrache ist ein Fleischfresser und Nummer 1 der Nahrungskette in seinem Lebensraum. Ein ausgewachsener männlicher Waran kann drei Meter lang werden und 80 bis 100 Kilo wiegen! Mit viel Ausdauer, Kraft, sichelscharfen Zähnen und giftigem Speichel erlegt er sogar Tiere, die doppelt so groß sind wie er selbst. Und das geht so:

Zugriff aus dem Hinterhalt

Die Echse versteckt sich hinter einem Busch und lauert auf ihre Beute. Vielleichgt kommt ein Hirsch vorbei, ein Wildschwein, ein Pferd oder sogar ein Wasserbüffel. Dann schlägt der Drache aus seinem Versteck blitzschnell zu. Manchmal geht der Angriff schief und das aufgeschreckte Tier entkommt. 

Ein Komodowaran folgt einem verletzten Hirsch in den Ozean, um ihn zu erbeuten. Der Waran trägt einen GPS-Sender, Insel Flores in IndonesienDer Hirsch ist vor der Echse ins Meer geflohen – aber sicher ist er dort nicht...Der Waran lebt im Nationalpark und trägt einen Sender zur Überwachung (Bild: Achmad Ariefiandy/CC BY 3.0)

Von Null auf 20

Das muss die Echse nicht betrüben, denn sie kann bis zu 20 Kilometer pro Stunde rennen und dieses Tempo ziemlich lange durchhalten. So hat selbst ein flüchtender Hirsch keine Chance. Mit dieser rasanten Ausdauer übertrifft der Komodowaran alle anderen Echsen bei weitem. 
Wenn es dem Drachen allerdings gelingt, seine Beute zu beißen, bevor sie flüchten kann, spart er sich den Sprint und muss nur seiner Zunge folgen.

Aufspüren der Beute: Die Zunge ist die Nase

Komododrachen machen es wie Schlangen: Sie nehmen Gerüche über ihre lange gespaltene Zunge wahr – sogar in zehn Kilometern Entfernung! Sie folgen also dem Duft ihrer angebissenen Beute – und müssen nur noch warten, bis das Gift wirkt. Welches Gift?

Waran mit gespaltener ZungeÜber die gespaltene Zunge nimmt der Waran sogar zehn Kilometer entfernte Gerüche wahr (Bild: NAPARAZZI/CC BY-SA 2.0)

Tod durch Speichel

Ein Komodowaran besitzt zwar ein höllenscharfes Gebiss mit 60 gebogenen gezackten Zähnen – der längste Zahn ist zwei Zentimeter lang. Doch die Echse kann nicht so gewaltig zubeißen wie zum Beispiel ein Krokodil. Jedenfalls nicht, wenn das Beutetier so groß ist wie ein Hirsch oder gar ein Büffel. 
Dafür hat der Waran aber einen ganz anderen Trumpf: Sein Speichel ist giftig, das Gift entsteht in einer Drüse an der Basis seiner Zähne. Und zwar immer dann, wenn er Nahrung wittert. Uns läuft ja auch das Wasser im Mund zusammen, wenn wir uns aufs Essen freuen...
Und mit diesem Speichel betäubt der Komododrache selbst Wasserbüffel, die nach ein paar Tagen an Blutvergiftung sterben. Wenn so ein großes Tier erlegt wird, kommen alle Drachen der Umgebung zusammen. Normalerweise sind sie Einzelgänger, aber ein Festmahl wird geteilt: der ranghöchste Drache zuerst!

zwei kämpfende KomodowaraneHier liegen sich nicht zwei Verliebte in den Armen... Es ist ein männlicher Ringkampf um die Gunst eines Weibchens (Bild: Andrey Gudkov)

Auch starke Jäger sind in Gefahr

Erwachsene Komodowarane haben keine Fressfeinde im Tierreich. Es sind die Menschen, die ihnen gefährlich werden. Seit 20 Jahren beobachtet die Wissenschaft besorgt die sinkenden Zahlen der seltenen Komododrachen. Etwa 3.000 freilebende Tiere soll es in Indonesien noch geben. Die Weltnaturschutzunion IUCN führt sie auf ihrer Roten Liste als „stark gefährdet“. 

Vor allem der Klimawandel setzt den Riesenechsen zu. Wenn es immer wärmer wird, können sich die offenen Tieflandwälder, in denen die Tiere bevorzugt leben, in trockene Savannen verwandeln. Ihr Lebensraum schrumpft, wenn außerdem der Meeresspiegel steigt und die Küstengebiete überflutet. 

Auch Siedlungen und Landwirtschaft nehmen zu – und dadurch Konflikte mit den Menschen. Auf der Insel Rinca plant die Regierung nun sogar einen sogenannten „Jurassic Park“ mit Luxushotels für Besucher. Mitten im Nationalpark und Weltnaturerbe! Dieses Projekt bedroht nicht nur den Lebensraum der letzten Drachen der Erde, sondern auch der Menschen, die dafür vertrieben werden. Vielleicht können die Proteste aus aller Welt das noch verhindern.

Komodowaran am StrandWenn der Meeresspiegel steigt, schrumpfen die Lebensräume der Komodowarane (Bild: WAHLI NTT)
Quellen: 
Komodo Survival Program, englisch, mit Video
Fachmedium Spektrum 
Fachmedium Wissenschaft 
Letzte Aktualisierung: 4. Oktober 2022
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Steckbrief

Lebensraum
Wälder und Savannen auf 6 indonesischen Inseln
Größe
Männchen bis 3 Meter Länge, Weibchen bis 2,40 Meter Länge
Gewicht
Männchen bis 80 Kilo, Weibchen bis 40 Kilo
Lebenserwartung
rund 30 jahre
Nahrung
Jungtiere fressen Insekten, Vogeleier, kleine Echsen. Erwachsene jagen Wildschweine, Hirsche, Wasserbüffel, Pferde, andere Reptilien
Anzahl Junge
Bis zu 38 Eier im Jahr, manchmal nur alle 2 Jahre
Tragezeit
nach 9 Monaten schlüpfen die Jungen aus dem unterirdischen Gelege

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