Goldenes Löwenäffchen Goldenes Löwenäffchen (Bild: Joachim S. Müller, flickr/CC BY-NC-SA 2.0)
Lesezeit ca. 5 Minuten

Löwenäffchen – Die Könige der Mata Atlântica

Sie sind klein – und doch ein großes Symbol für ihre Heimat: Die Löwenäffchen haben es geschafft, in einem der bedrohtesten Regenwälder Südamerikas zu überleben – dem Atlantischen Küstenwald in Brasilien, der Mata Atlântica. Aber ihr Leben hängt am seidenen Faden.

Wichtigste Fakten
  • Wo leben Löwenäffchen?
  • Wie viele Arten gibt es?
  • Warum sind sie bedroht?

Markenzeichen ist die Mähne

... denn sie hat diesen Primaten ihren Namen beschert. Ansonsten haben Löwenäffchen gar keine Ähnlichkeit mit den Königen der afrikanischen Savanne.
Sie gehören nämlich zu den Krallenaffen und sind sogar die Größten in der Familie – obwohl die Löwenäffchen gerade mal 20 bis 34 Zentimeter lang sind und nur 500 bis 600 Gramm wiegen. Hinzu kommt dann noch der Schwanz, der mit 30 bis 40 Zentimetern länger ist als ihr Körper.

Wohn-, Ess- und Schlafzimmer: der Baum

Löwenäffchen sind Baumbewohner – je dichter das Geäst mit Schling- und Kletterpflanzen bewachsen ist, desto besser. Mit ihren langen Fingern, an denen Krallen statt Nägel wachsen, sind sie auch bestens ausgerüstet für ihr Baumleben. Denn so können sie sich beim Springen und Klettern nicht nur gut festhalten. Sondern auch wunderbar Insekten, Spinnen und anderes Getier aus Ritzen klauben und oder aus den Blütentrichtern der Bromelien fischen. Auch Vogeleier, Früchte und kleinere Wirbeltiere wie Vögel und Echsen werden verspeist.
Nachts schlafen die Äffchen in Baumhöhlen.

Allergrößte Wohnungsnot

Löwenäffchen leben ausschließlich im Südosten Brasiliens: in den Atlantischen Regenwäldern nahe der Küste. Mata Atlântica heißen sie in der Landessprache. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden diese außergewöhnlich artenreichen Wälder immer mehr zerstört und zerstückelt – um wertvolles Tropenholz zu roden, für Siedlungen und Landwirtschaft, Plantagen aus Zuckerrohr, Soja, Kaffee oder Eukalyptus für die Papierindustrie. Übriggeblieben sind nur noch vereinzelte Reste der Mata Atlântica.

Und so ist der Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen immer kleiner geworden. Die Löwenäffchen gehören heute zu den bedrohtesten Primatenarten der Erde.

Karte Verbreitungsgebiet der 4 Arten Löwenäffchen:
Verbreitungsgebiete der vier Löwenäffchenarten: : Gelb - Goldkopflöwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas), rot - Goldenes Löwenäffchen (L. rosalia), hellblau - Rotsteißlöwenäffchen (L. chrysopygus), schwarz (im Kreis) - Schwarzkopflöwenäffchen (L. caissara).Lebensräume der 4 Arten: Gelb: Goldkopflöwenäffchen (Bahia). Rot: Goldenes Löwenäffchen (Rio de Janeiro). Hellblau: Rotsteißlöwenäffchen (São Paulo). Schwarzer Kreis: Schwarzkopflöwenäffchen (São Paulo/Paraná) (Bild: Haplochromis, CC0)

Familientreffen? Geht nicht!

Vier Arten gehören zur Verwandtschaft, doch Familientreffen gibt es nicht – dafür wohnt man dann doch zu weit voneinander entfernt. Die jeweiligen Lebensräume seht ihr auf der Karte.
Drei der vier Arten sind laut Roter Liste stark gefährdet, das Schwarzkopflöwenäffchen ist vom Aussterben bedroht.

Die Goldenen Löwenäffchen

leben im Bundesstaat Rio de Janeiro – sogar im bewaldeten Stadtgebiet von Rio sollen sie herumturnen. Ihren Namen verdanken sie ihrem komplett goldgelben Fell. Das Goldene Löwenäffchen war Anfang der 1980er Jahre vom Aussterben bedroht, weil es kaum noch Lebensraum fand. Doch dann hat man in Gefangenschaft gezüchtete Tiere in einem nahen Naturschutzgebiet angesiedelt. Dort haben sie sich wieder vermehrt und gelten heute „nur“ noch als stark gefährdet.

Familie des Goldenen LöwenäffchensEine kleine Gruppe von Goldenen Löwenäffchen (Bild: Steve, CC BY-SA 2.0)

Goldkopflöwenäffchen

leben im Süden des Bundesstaates Bahia. Sie haben eine goldene Mähne und goldene Vorderpfoten, aber ihr Körper ist schwarz.

 [gelb]. Das Goldkopflöwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) hat einen schwarzen Körper, nur die Mähne und die Vorderpfoten sind goldenGoldkopflöwenäffchen (Bild: Josh More, flickr/CC BY-NC-ND 2.0)

Rotsteißlöwenäffchen

leben in den Küstenregenwäldern des Bundesstaates São Paulo. Auch sie haben schwarzes Fell, nur die Hinterbeine und der Po sind rötlichbraun gefärbt.

Das Rotsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus) ist fast durchwegs schwarz, lediglich die Gesäßregion ist rotbraun gefärbt 
Rotsteißlöwenäffchen (Bild: Alan Hill, flickr/CC BY-SA 2.0)

Schwarzkopflöwenäffchen

leben im Grenzgebiet der Bundesstaaten São Paulo und Paraná. Erst 1990 haben Wissenschaftler sie beschrieben. Zuerst wurden sie auf der vorgelagerten Insel Superagüi entdeckt, später dann auch auf dem Festland.
Schwarzkopflöwenäffchen haben ein goldgelbes Fell. Kopf, Mähne, Pfoten und Schwanz sind schwarz.

 

Das Schwarzkopflöwenäffchen (Leontopithecus caissara) weist einen gelben Körper auf, nur die Mähne, die Pfoten und der Schwanz sind schwarz gefärbtSchwarzkopflöwenäffchen (Bild: Everton Leonardi, CC BY-SA 3.0)

Der Vater ein Pascha? Von wegen!

Afrikas Löwen sind ja echte Machos – Kinder großziehen ist Frauensache. Nicht bei den Löwenäffchen. Sie leben in kleinen Gruppen mit etwa drei bis sieben Tieren. Junge bekommt immer nur ein Paar, und zwar das ranghöchste. Um die Kleinen, meistens Zwillinge, kümmert sich dann die Gruppe, vor allem aber der Vater. Sie werden herumgetragen, bespielt und umsorgt, und der Mutter nur zum Säugen vorbeigebracht.

Gemeinsam sind wir stark!

Affengruppen halten zusammen und sind füreinander da: Sie teilen ihr Essen, spielen zusammen, lausen dem Anderen das Fell und lassen sich gegenseitig so gut wie nie aus den Augen. Sie unterhalten sich durch Schreie, und wenn sich ein Eindringling in ihr Revier wagt, wird er lautstark und mit bedrohlicher Mimik vertrieben.

Die größte Gefahr

für die Löwenäffchen ist der Verlust ihres Lebensraumes, wie wir ihn weiter oben schon beschrieben haben. Ansonsten müssen sich die Äffchen vor allem vor gefräßigen Raubkatzen wie etwa dem Ozelot, vor Schlangen und Greifvögeln in Acht nehmen.

3 Arten sind stark gefährdet, das Schwarzkopflöwenäffchen sogar vom Aussterben bedroht Letzte Aktualisierung: 4. Oktober 2022
25 Bewertungen

Diesen Artikel kommentieren

Wenn Du Fragen zu dieser Seite hast, schreib uns an info@abenteuer-regenwald.de.

Formular wird geladen

Steckbrief

Lebensraum
Atlantischer Küstenregenwald im Südosten Brasiliens
Größe
Körper 20 bis 34 Zentimeter, Schwanz 30 bis 40 Zentimeter
Gewicht
500 bis 600 Gramm
Lebenserwartung
Bis 18 Jahre
Nahrung
Insekten, Spinnen, Vogeleier, Früchte, kleine Wirbeltiere
Nachwuchs
2 Junge pro Wurf
Tragezeit
Rund 3 Monate

Lexikon

Alle Tiere im Regenwald von A‑Z

Jetzt lesen