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Was hat mein Papier mit dem Regenwald zu tun?

Warum unser Papierverbrauch ein Problem ist – und wie wir es lösen können

Ob für Schulhefte und Bücher, Zeitungen und Verpackungen, als Klo- und Küchenrolle: Etwa jeder fünfte weltweit gefällte Baum endet als Papier. Viele von ihnen wuchsen in tropischen Regenwaldländern.

Für unser Papier wird natürlicher Wald zerstört. Tiere und Menschen verlieren ihren Lebensraum. Doch wir alle können etwas dagegen tun.

Wichtigste Fakten
  • Woher kommt das Holz für unser Papier?
  • Wie wird Papier hergestellt?
  • Wie nachhaltig ist schönes Recyclingpapier?
  • Welche Papier-Spar-Tipps helfen am meisten?

Woher kommt das Holz für unser Papier?

Mehr als 80 Prozent des Holzbedarfs für unser Papier kommen aus Wäldern und Baumplantagen anderer Länder – sowohl als fertiges Papier als auch als Zellstoff, der hier zu Papier verarbeitet wird.

Rund um die Welt fallen Bäume für unseren Papier (Bild: Abenteuer Regenwald)
  • Zu einem kleineren Teil kommt es aus Deutschland: Weniger als ein Fünftel stammt aus heimischen Wäldern.

Für den Zellstoff, also den Rohstoff aus Holz für die Papierherstellung, werden vor allem ganze Baumstämme und auch Abfälle aus Sägewerken verarbeitet.

  • Ein großer Teil kommt aus Skandinavien, vor allem aus Schweden und Finnland.

 Die Wälder dort sind überwiegend riesige Wirtschaftsforste aus Kiefern und Fichten. Diese werden für die Holzernte kahlgeschlagen. Wirtschaftsforste sind kein geeigneter und ungestörter Lebensraum für Wildtiere wie Braunbär, Luchs, Elch und viele andere.

Über Finnland gelangen außerdem Holzrohstoffe wie Fasern aus den weiten Urwäldern Russlands zu uns, häufig aus illegalem Abbau.

  • Der Löwenanteil des Zellstoffs für unser Papier kommt aus Südamerika. Brasilien ist der mit Abstand wichtigste Zellstoff-Lieferant für den deutschen Markt. Auch Uruguay liefert jährlich große Mengen nach Deutschland.
  • In Indonesien liefern vor allem Akazien den Rohstoff für die Papierherstellung.

Die Plantagen dort breiten sich immer weiter in den Regenwäldern aus – auch illegal wird abgeholzt. Das Land exportiert Zellstoff vor allem nach China. Von dort landen fertige Produkte auch bei uns. Zum Beispiel als Bücher und Schreibwaren.

Aus Bäumen wird Papier: Die Herstellung

Papier besteht aus Holzfasern. Sie werden entweder aus frischem Holz gewonnen oder aus Altpapier (siehe Recyclingpapier weiter unten auf dieser Seite). 

Dieser Rohstoff für die Papierherstellung wird noch vor Ort vor allem aus Eukalyptus-Holz gewonnen und tausende Kilometer in alle Welt verschifft. 

Die Eukalyptus-Bäume wachsen in riesigen Monokulturen. Dort, wo es zuvor Regenwälder und Savannen gab: artenreiche Lebensräume für Menschen und Tiere. 

Abgeholtze Eukalyptusbäume vor einer noch bestehenden Plantage. Eukalyptus-Plantage in Brasilien (Bild: Jonathan Wilkins CC BY-SA 3.0)

Um Papier herzustellen, wird aus dem Holz zunächst Zellstoff gemacht: Man entfernt die Rinde und hackt das Holz in kleine Schnitzel. Die kocht man dann in schwefliger Lauge oder Säure, um die Fasern aus dem Holz zu lösen. Heraus kommt am Ende sogenanntes "holzfreies Papier". Das Wort ist irreführend, denn auch holzfreies Papier wird aus Bäumen hergestellt.

Hier erfährst du mehr über "holzfreies Papier."
Papierfabrik in FinnlandPapierfabrik in Finnland (Bild: Antti Leppänen, CC BY-SA 3.0)

Die Herstellung hinterlässt große Fußspuren

Papier wird (meistens) nur kurz benutzt – doch die Umweltbelastung ist riesig: Die Herstellung aus Frischfasern kostet enorme Mengen an Holz, Energie und Wasser.

Dieser ökologische Rucksack wiegt schwer: So viel Holz, Wasser und Energie verbraucht die Herstellung von einem Kilo Frischfaserpapier (Bild: Abenteuer Regenwald)

So ist die Papierindustrie in Deutschland nach der Chemie- und der Metallindustrie der drittgrößte Energieverbraucher. Eine Tonne Frischfaserpapier herzustellen, verschlingt genauso viel Energie wie eine Tonne Stahl.

Unser Papierverbrauch ist Spitze!

Aber das ist keine gute Nachricht: Mit unserem Papierverbrauch führen wir die G20-Staaten an, also die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Welt.

Ein Taschenbuch am Tag: Wenn man den Gesamtverbrauch von 19 Mio. Tonnen im Jahr 2019 auf alle Deutschen verteilt, verbrauchte  jede*r von uns 227 Kilo Papier und Pappe. Pro Tag sind das 622 Gramm – so viel wiegt ein Taschenbuch mit 600 Seiten.

Jeden Tag benutzen wir Papier für Bücher und Zeitschriften, zum Kopieren, als Notizblock. und für Klopapier und Taschentücher. Und das allermeiste für Verpackung.

Anteil der Papierarten am Verbrauch (Bild: Abenteuer Regenwald)

Unser Papierverbrauch ist seit Jahren in etwa gleich hoch – trotz Digitalisierung. 

E-Mails haben zwar Briefe abgelöst und digitale Medien einen großen Teil der Zeitungen, doch dafür ist der Bedarf an Verpackungen für Online-Bestellungen und To-Go-Pappgeschirr massiv gestiegen.

Die Lösung: Recycling-Papier bewahrt die (Regen)wälder...

Die gute Nachricht: In Deutschland wird Papier zu 78 Prozent aus Altpapier hergestellt. Das ist mehr als in vielen anderen Ländern.
Aber: Ein großer Teil des in Deutschland hergestellten Papiers wird exportiert. Gleichzeitig landen bei uns aber auch fertiges Papier, Bücher und Zeitschriften aus Ländern, die wesentlich weniger Altpapier verwenden – Finnland und Schweden zum Beispiel. Und auch China, das große Mengen Zellstoff aus Indonesien importiert.
Das bedeutet: Der Anteil von Altpapier in den Produkten beträgt hierzulande nur etwa 59 Prozent, ist also deutlich geringer.

Das können wir ändern: Wir kaufen nur noch Recyclingpapier aus 100 Prozent Altpapier!

Dieser ökologische Rucksack ist relativ leicht: So viel Holz, Energie und Wasser verbraucht die Herstellung von einem Kilo Recyclingpapier (Bild: Abenteuer Regenwald)

Verglichen mit Papier aus frischen Holzfasern verbraucht die Herstellung von Recyclingpapier

  • bis zu 60 Prozent weniger Energie
  • bis zu 70 Prozent weniger Wasser
  • verursacht deutlich weniger Kohlendioxid, also weniger schädliche Treibhausgase
  • hinterlässt weniger Abfall und chemische Stoffe im Abwasser
  • Altpapier lässt sich viele Male recyceln

Am besten sind Produkte mit dem Umweltsiegel Blauer Engel. Der Engel zeigt, dass das Produkt besonders umweltschonend hergestellt wurde – aus 100 Prozent Altpapier. 

Es gibt verschiedene Umweltsiegel für Paper – wir stellen sie euch auf einer Extra-Seite vor. 

Wenn wir Recycling-Papier (sparsam) benutzen, helfen wir, die Natur zu bewahren. In Europa und in den Regenwaldländern.

Und das erreichen wir mit Recyclingpapier:

  • Lebendige Wälder statt grüne Wüsten

Zellstoff für Papier wird aus schnell wachsenden Bäumen wie Eukalyptus (in Brasilien), oder Akazien (in Indonesien) gemacht. Um möglichst viele dieser Bäume anpflanzen zu können, wird natürlicher Wald zerstört. 

  • Menschen behalten Natur und Lebensgrundlage

Denn für die Baumplantagen werden sie häufig vertrieben. Vor allem Kleinbauern und indigenen Gemeinschaften wird das Land geraubt, das sie seit Generationen nutzen und bewahren. Es ist ihre Heimat, liefert ihnen Nahrung, Medizin, Baustoffe für die Häuser, Einkommen. 

  • Böden und Gewässer bleiben sauber

Die Holzplantagen aus Eukalyptus oder Akazien sollen schnell wachsen und besonders ertragreich sein. Deshalb werden sie reichlich gedüngt und mit viel Chemie gegen unerwünschtes Grün und Insekten besprüht: Ackerböden, Seen und Flüsse werden vergiftet.

  • Tiere und Pflanzen werden vor dem Aussterben bewahrt

Brasilien und Indonesien sind Heimat der größten Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten auf der Erde – und das, obwohl sie seit Jahrzehnten immer mehr Regenwälder verlieren. Nicht nur für Holzplantagen für Papier, sondern vor allem auch für Palmöl, Soja, Zuckerrohr, Bergbau, Staudämme. 

Zu den Tieren, die durch den Verlust ihrer Lebensräume gefährdet sind, gehören:

In Indonesien: Orang-Utans, Nasenaffen, Borneo-Zwergelefanten, Sumatra-Nashorn, Plumploris, Pangoline

In Brasilien: Löwenäffchen, Tapire, Faultiere, Gürteltiere, Ameisenbären, Kolibris, Pfeilgiftfrösche, Tukane
 

  • Das Klima kann sich erholen

Wälder leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Denn sie entziehen der Atmosphäre das klimaschädliche Kohlendioxid (CO2) und speichern es als Kohlenstoff in der Vegetation und im Boden. Tropische Regenwälder und Torfmoore speichern besonders viel Kohlenstoff. Werden sie abgeholzt oder verbrannt, entweichen große Mengen CO2Außerdem können wir ohne Wälder nicht atmen: Bei der Fotosynthese entsteht der für uns alle lebenswichtige Sauerstoff . Holzplantagen hingegen bestehen aus identischen Bäumen und sind mit der Pflanzenvielfalt in tropischen Regenwäldern in keiner Weise zu vergleichen.

Unsere Papier-Spar-Tipps

  1. Bestellt in eurer Familie möglichst wenig Produkte im Internet. Dadurch spart ihr jede Menge Verpackung und Kartons. Denn inzwischen haben Verpackungen den größten Anteil am Papierverbrauch (s. auch Tortengrafik weiter oben).
     
  2. Entsorgt euer Altpapier richtig: Aus Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren und Büchern, Schulheften aus Papier, Kartons und Pappen, Verpackungen aus Papier und Eierkartons kann Recyclingpapier gemacht werden. Dein alter Pizza-Karton mit Käseresten gehört nicht dazu.
     
  3. Bringt das Altpapier zum Recycling-Container
     
  4. Wenn du etwas ausdrucken willst, bedrucke immer beide Seiten. Papier, das du nur auf der einen Seite beschrieben hast, musst du nicht wegwerfen: Du kannst die andere Seite als Schmierzettel benutzen.
     
  5. Benutze für die Schule lieber eine Brotdose statt Butterbrotpapier. Das ist auf Dauer auch billiger, und dein Brot kann nicht zerdrückt werden.
     
  6. Bitte deine Eltern, unerwünschte Prospekte abzubestellen: Per Anruf aus Verteilerlisten streichen lassen oder Prospekte zurückschicken mit dem Vermerk „Unfrei zurück an den Absender. Unverlangte Sendung“.
    Ihr könnt euch in die sogenannte Robinson-Liste eintragen lassen, um lästige Werbebriefe zu verhindern. Die Verbraucherzentralen haben weitere gute Tipps dazu.
     
  7. Und hier ein Tipp von unserer Leserin Maja: 
    „Da eigentlich so gut wie jeder altes (Zeitungs-)Papier hat, kann man ganz leicht Briefumschläge daraus basteln. Mit ein paar Stickern (oder was man sonst so zum Aufpimpen da hat) sind aus altem Papier schnell persönliche und individuelle Briefumschläge geworden und dem Regenwald und der Umwelt ist geholfen.“

Wir alle können unseren Papierverbrauch senken – und das jeden Tag.


Gefördert aus Mitteln der

Quellen:
*Unterrichtsmaterialien Papier – Von Natur bis Kultur
Papier & Ökologie e.V. (Beratung Evelyn Schönheit)
und Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung NRW e.V.
*Antwort der Bundesregierung auf kleine Anfrage der Grünen
*Bundesumweltministerium und Bundesumweltamt
*Statista
*www.blauer-engel.de

Letzte Aktualisierung: 19. April 2023
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