Javaneraffe bzw. Langschwanzmakak
Lachen und Zähne zeigen. Die diebischen Javaneraffen haben jede Menge Tricks drauf Bild: Rushen/CC BY-SA 2.0

Balis Affen feilschen wie auf dem Basar

Der Uluwatu-Tempel auf der indonesischen Insel Bali ist ein beliebter Ort. Nicht nur für Besucher aus aller Welt, sondern ganz besonders für vierbeinige Einheimische, die Langschwanzmakaken. Denn die Affen treiben dort blühenden Handel: Sie klauen möglichst kostbaren Besitz und feilschen dann über den Rückgabe-Preis. Haben Affen etwa eine Neigung zum Geschäftemachen?

Wichtigste Fakten
  • Warum klauen die Affen?
  • Was machen sie mit der Beute?
  • Ist das angeboren oder erlernt?

Wenn die Wächter ihren Tempel für Touristen öffnen, ist die Affenbande schon da. Mehrere Hundert Langschwanzmakaken (auch Javaneraffen genannt) hausen seit Jahrzehnten rund um die Tempelanlage. Und in dieser Zeit haben sie offenbar viel gelernt. Zum Beispiel: Wie beklaue ich Menschen, und was bekomme ich, wenn ich die Beute zurückgebe?
Im Laufe der Jahre haben die Tiere ihre Diebeszüge immer weiter verfeinert. Ihnen muss klar geworden sein, dass es wertvollere Dinge gibt und solche, die für ihre Besitzer nicht so wichtig sind. Und genau danach bestimmen sie den Tauschpreis.

 

Javaneraffe oder Langschwanzmakak auf Bali mit geklautem Inhaliergerät
Dieser Affe hat ein Inhaliergerät erbeutet Bild: Taro Taylor/CC BY 2.0

Eine Banane für ein Handy? Lächerlich!

Das Geschäft läuft etwa so ab: Die Touristen sind oft unaufmerksam, wenn sie Fotos machen. Diesen Moment nutzen die Affen, um ihnen etwas aus der Tasche, aus der Hand oder vom Kopf zu stibitzen. Hüte, Kamerataschen, Geldbeutel, Brillen, Sonnenbrillen oder Handys.
Mit der Beute flüchten die Makaken nicht etwa in den Wald, sondern höchstens auf das nächste Mäuerchen, in Sichtweite der Beklauten und der Tempelwächter. Und die müssen dann mit den Affen verhandeln. Im Tausch gegen das Diebesgut bieten sie den Tieren etwa eine Banane an, ein Säckchen Reis, ein Paket Erdnüsse.
Und dabei stellte sich heraus, dass Affen durchschaut haben, für welche Dinge sie den Preis besonders hochtreiben konnten. Ein Handy für eine halbe Banane? Lächerlich! Unter einer ganzen Papaya-Frucht läuft gar nichts.

Ältere Affen sind die größeren Zocker

Forscher aus Kanada und Indonesien beobachten und filmen diesen Tauschhandel zwischen Mensch und Tier seit Jahren (hier ein Video von 2015). Sie wollen wissen, ob die Makaken in der Lage sind, wirtschaftlich zu denken und zu handeln. Von Schimpansen, also Menschenaffen, ist bekannt, dass sie Artgenossen z.B. mit Fleisch bestechen, um sich ihre Freundschaft zu sichern.
Die Forscher sind überzeugt: Die Affen vom Uluwatu-Tempel haben erkannt, dass die beklauten Menschen bei einigen Dingen wie Brillen oder Handys eher bereit sind zu verhandeln als bei anderen.
Vor allem die älteren Makaken haben den Durchblick beim Zocken: Eine Geldbörse oder ein Smartphone bringen mehr ein als ein Hut. Und Ausdauer lohnt sich: Die längste beobachtete Verhandlung zwischen Affe und Tempelwächter dauerte 17 Minuten.
Jugendliche Affen sind noch nicht so raffiniert und fingerfertig und klauen auch eher unbedeutende Dinge. Und beim Feilschen siegt meistens die Gier über die Geduld: Da lockt das Säckchen Reis mehr als die Haarspange.
Für die Forscher beweist das: Geschickt klauen und noch geschickter verhandeln will gelernt sein und braucht jahrelange Übung.

Übrigens: Sich das Diebesgut einfach zurückzuerbeuten, ist keine gute Idee. Javaneraffen sind nicht nur schlau, sondern schnell, wehrhaft und durchaus auch rachsüchtig. Und können schrecklich zubeißen...

 

Portrait eines Javaneraffe aus der Familie der Langschwanzmakaken
Noch Fragen? Bild: Charles James Sharp/CC BY-SA 4.0
Letzte Aktualisierung: 2. Februar 2021
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