Ein Mann steht mitten im nebligen Regenwald Im tropischen Regenwald wachsen die Pflanzen sehr unterschiedlich hoch (Bild: gemeinfrei)
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Wie sieht es im Regenwald aus?

Auf den ersten Blick erscheint uns der Dschungel undurchdringlich und gleichmäßig grün. Erst bei näherem Hinsehen erkennen wir, wie viele unterschiedliche Pflanzenarten hier miteinander und auch voneinander leben: vom winzigen Pilz bis zum Baumriesen. Und natürlich auch unzählige Tiere.

Wichtigste Fakten
  • Wie ist der Regenwald aufgebaut?
  • Wie groß sind die Bäume im Regenwald?
  • Wie viele Bäume wachsen im tropischen Regenwald?
  • Was wächst alles im Regenwald?

Die Urwald-Bewohner sind auf verschiedenen Etagen zuhause, so wie Menschen in einem Wolkenkratzer. So werden manche Bäume 60 bis 80 Meter hoch. Habt Ihr schon mal im Schwimmbad auf einem 10-Meter-Turm gestanden? Dann könnt ihr Euch sicher vorstellen, wie groß so ein Urwaldriese sein muss. Diese Bäume, auch Überständer genannt, haben meist einen so dicken Stamm, dass drinnen sogar ein Auto Platz hätte.

Die Überständer bekommen sehr viel Licht ab. Weiter unten wird das Sonnenlicht jedoch knapper, und während die mittelhohe Kronenregion noch relativ viel Licht abbekommt, fangen die Pflanzen am Boden kaum noch Sonnenstrahlen auf. Selbst wenn es regnet, können ein paar Minuten vergehen, ehe die ersten Tropfen durch das dichte Blätterdach zu Boden fallen.
Dort unten ist es übrigens ziemlich dunkel. Denn nur zwei Prozent des Sonnenlichts erreichen in einem dichten Urwald den Boden.

Stockwerkbau im Regenwald

Der tropische Regenwald ist von unten nach oben in vier Stockwerke aufgeteilt (Download des Stockwerkbaus als PDF):

Illustrierte Bäume unterschiedlicher Höhe zeigen den Stockwerkbau des Regenwaldes. An der rechten Seite ist eine Meterleiste zu sehen. Stockwerkbau des Regenwaldes
  • Parterre: Die Boden- und Wasserwelt mit Pilzen, Ameisen, Käfern und vielen anderen Insekten. Zu den Bewohnern von Flüssen und Seen gehören neben den Fischen auch Echsen, Krokodile oder Zwergflusspferde.
  • 1. Stock: Im sogenannten Unterwuchs mit Büschen, Sträuchern und Blüten leben Schlangen und kleine Nagetiere. Oft suchen auch Bewohner der oberen Etagen hier nach Nahrung: Jaguare, Affen, auch Kolibris auf der Suche nach Blütennektar.
  • 2. Stock: Im Blätterdach dieser sogenannten Kronenregion ist jede Menge los. In den Bäumen, die bis zu 35 Meter hoch wachsen, leben Affen, Schlangen und Baumfrösche, bunte Vögel wie Papageien und Tukane. Um die Äste ranken sich Lianen, Würgefeigen und schillernde Orchideen.
  • 3. Stock: In den Baumriesen, die wie Türme aus dem Blätterdach herausragen, sind vor allem Vögel und Fledermäuse zu Hause. Zu den „Überständern“ gehören zum Beispiel der Mahagoni- und der Paranussbaum.

Warum gibt es im Regenwald so viele verschiedene Arten?

Das Besondere der tropischen Regenwälder ist, dass dort gut die Hälfte aller auf der Erde lebenden Arten von Tieren und Pflanzen wohnen. Obwohl sie nur etwa 7,4 Prozent der Landfläche bedecken.

Die Ursachen für die sehr hohe Artenvielfalt in den Regenwäldern sind wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Die ganzjährig große Sonneneinstrahlung und hohe Niederschläge spielen sicher eine wichtige Rolle. Und vor allem auch der Mangel an Nährstoffen. Denn ob Blätter, Zweige, Beeren, Fruchtreste, tote Insekten oder Tierkot: Im feucht-warmen Klima des Tropenwaldes wird alles sofort von Kleinstlebewesen zersetzt. Nahrhafter Humus kann sich gar nicht erst bilden – Nährstoffe sind im Regenwald deshalb Mangelware. Außerdem wäscht der ständige Regen die Böden aus. Und so mussten sich Tiere und Pflanzen immer mehr spezialisieren, um genug Nahrung zum Überleben zu finden. So haben sich im Laufe der Erdgeschichte dann immer mehr Arten entwickelt.

Die genaue Zahl der Arten kennt allerdings niemand, denn Millionen von ihnen sind bis heute unentdeckt. Damit sie überleben können, sind Tiere und Pflanzen voneinander abhängig – manche „arbeiten“ sogar zusammen wie zum Beispiel das Aguti (ein Nager aus der Meerschweinchen-Familie), der Paranussbaum und die Prachtbiene am Amazonas. Wenn ein Baum gefällt wird, sterben mit ihm auch Tausende Lebewesen – wie zum Beispiel Insekten –, die auf ihm gelebt haben. Und dann verhungern auch die Vögel, die sonst die Insekten fressen. Lies mehr dazu auf der Seite Tiere.

Wie viele Bäume gibt es in den tropischen Regenwäldern?

Kann man Bäume überhaupt zählen? Ja! Wissenschaftler von der berühmten Yale-Universität in den USA sind genau dieser Frage nachgegangen. Das Ergbnis ihrer Studie, an der Experten aus aller Welt mitgearbeitet haben, wurde 2015 veröffentlicht.
Danach wachsen in den tropischen Regenwäldern rund 800 Milliarden Bäume. Das sind 111 Bäume pro Erdbewohner (2015 lebten 7,2 Milliarden Menschen auf der Erde). Allein in Amazonien, dem größten zusammenhängenden Regenwaldgebiet der Erde, zählten die Forscher 390 Milliarden Bäume.
Im Jahr 2015 machten die tropischen Regenwälder 26 Prozent der gesamten Waldfläche der Erde aus.

Die Wissenschaftler zählten aber nicht nur die Bäume in den tropischen Regenwäldern, sondern in allen Wäldern der Erde. Mehr über die erste weltweite „Volkszählung“ von Bäumen und wie man sie überhaupt zählt, erfährst du auf einer extra Seite.

 

Letzte Aktualisierung: 27. September 2022
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