Biodiversität: Warum die Vielfalt in der Natur so wichtig für uns ist
Vor rund vier Milliarden Jahren begann das Leben auf der Erde. Im Laufe dieser unendlich langen Zeit entwickelten sich die unterschiedlichsten Lebensräume: Tropische Regenwälder und baumlose Tundra, Savannen und Wüsten, Korallenriffe und Mangroven.
Eine unvorstellbare Artenfülle eroberte sich den Planeten. Dieser biologische Reichtum ist die Grundlage für alles Leben – und gleichzeitig stark bedroht. Wie konnte es nur so weit kommen? Und was können wir tun?
- Was versteht man unter Biodiversität?
- Wie viele Arten leben auf der Erde?
- Warum ist die Artenvielfalt so wichtig?
- Was können wir tun, um sie zu bewahren?
Was ist Biodiversität?
Sie ist die Biologische Vielfalt oder auch Vielfalt des Lebens auf der Erde. Sie umfasst drei eng miteinander verbundene Bereiche:
- Die Vielfalt der Lebensräume (Ökosysteme) wie Wälder und Meere, Steppen und Wüsten, also die gesamte Natur auf unserem Planeten. Dazu gehören auch die Lebensgemeinschaften, die sich im Laufe der Milliarden Jahre unserer Erdgeschichte entwickelt haben: Zwischen Tieren und Pflanzen, Tieren und Tieren oder Pflanzenarten untereinander.
- Die Vielfalt der Arten von Tieren und Pflanzen – vom Elefanten bis zur Ameise, vom Urwaldriesen bis zur kleinsten Orchidee.
- Die Vielfalt innerhalb einer Art. So gibt es zum Beispiel bis zu 180.000 Schmetterlings-Arten oder 30.000 Orchideen-Arten. Aber nur 2 Gorilla-Arten (mit jeweils 2 Unterarten).
Wie ist die Biodiversität weltweit verteilt?
Die biologische Vielfalt nimmt von den Polen zum Äquator hin zu. Eine Ausnahme sind allerdings die eher lebensfeindlichen Wüsten.
Mit rund 78 Prozent leben die meisten Tier- und Pflanzenarten an Land, 17 Prozent im Wasser.
Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und vielfältigsten Ökosystemen der Erde. Rund die Hälfte aller derzeit bekannten Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern, obwohl sie nur gut 7,4 Prozent der Landfläche bedecken. Warum das so ist, erfahrt ihr hier.
Besonders artenreiche Gebiete liegen in Amazonien, auf der Insel Madagaskar, in Südostasien und im afrikanischen Kongobecken. Allein in Brasilien gibt es 9.000 verschiedene Baumarten – in Deutschland sind es nur 70. Und auf einem einzigen Regenwald-Baum können mehr Insektenarten leben als in ganz Europa. Deutschland ist im Vergleich dazu ein relativ artenarmes Land.
Wie viele Arten gibt es auf der Erde?
Die genaue Anzahl ist noch unbekannt. Derzeit sind etwa 2 Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit wissenschaftlich beschrieben.
Drei Viertel aller Arten sind wirbellose Tiere (Insekten, Spinnentiere, Krebstiere) und nur etwa vier Prozent sind Wirbeltiere (Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere). Ein Fünftel aller bisher erforschten Arten sind Pflanzen.
Experten des Internationalen Biodiversitätsrates (IBPES) schätzten die Anzahl der Arten 2019 auf acht Millionen!
Jedes Jahr werden ca.18.000 neue Arten beschrieben. Erst 2017 haben Wissenschaftler zum Beispiel eine dritte Orang-Utan-Art entdeckt: den Tapanuli-Orang-Utan auf Sumatra. Bisher hatte man ihn zu der schon bekannten Sumatra-Orang-Utan-Art gezählt. Der dritte in der Familie der asiatischen Menschenaffen ist der Borneo-Orang-Utan.
Warum müssen wir die Artenvielfalt unbedingt schützen?
Vor allem: Weil sie Erde so viel ärmer wäre ohne ihre unglaublichen Naturschätze. Was wären Afrikas Regenwälder ohne die Waldelefanten, die inzwischen vom Aussterben bedroht sind? Oder Amazonien ohne das Zwergseidenäffchen, den kleinsten Primaten der Welt? Jedes Tier und jede Pflanze hat seinen und ihren Ort und Aufgabe im Ökosystem Erde. Und wir können darüber staunen. Aber nicht nur das:
Die biologische Vielfalt hat auch für das Leben der Menschen, ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen eine zentrale Bedeutung. Alle Menschen auf dieser Welt sind direkt oder indirekt auf eine vielfältige Natur angewiesen. Je höher die Biodiversität, desto besser können sich Arten und Lebensräume an veränderte Umweltbedingungen anpassen.
Dies alles verdanken wir der Vielfalt in der Natur:
- Nahrungsmittel – und viele davon wachsen in den Tropen, z.B. Bananen, Ananas, Kakao, Kaffee.
- Medizin – etwa 70.000 Pflanzenarten kommen aus der „Regenwald-Apotheke“.
- Rohstoffe – Kupfer, Aluminium, Gold, z.B. zur Herstellung von Smartphones.
- Bestäubung von Pflanzen – Ohne Mücke keine Schokolade! Denn ohne Bestäubung wachsen keine oder nur kleine Früchte, es gäbe dann auch weniger Obst und Gemüse.
- Verbreitung von Samen - Vögel, Fledermäuse und Affen und auch Elefanten spielen eine besondere Rolle. Stirbt eine Art aus, verschwinden auch die Pflanzenarten. Und das hat schwere Folgen für das gesamte Ökosystem.
- Schutz vor Umweltkatastrophen - Wälder bremsen Lawinen oder Erdrutsche. Mangrovenwälder schützen die Küsten vor Sturm und Überschwemmung.
- Speichern von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) – Regenwälder speichern 6x mehr CO2 als heimische Wälder.
- Schutz vor Krankheiten und weiteren Pandemien - 70 % aller Keime, an denen Menschen erkranken, kommen ursprünglich aus dem Tierreich. Auch das Corona-Virus.
- Heimat und spiritueller Ort indigener Völker – Die letzten großen Regenwaldgebiete der Erde (Amazonien, Kongobecken, Südostasien) sind Heimat von indigenen Gemeinschaften. Es sind die Ureinwohner, die dafür sorgen, dass der Reichtum an Tier- und Pflanzenarten bewahrt wird. Und auch die grüne Lunge der Erde – für uns alle.
Wie bedroht ist die Biodiversität?
Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt der Weltbiodiversitätsrat IPBES im Jahr 2019:
- Das Artensterben ist heute bis zu 100 Mal höher als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Viele Arten verschwinden, bevor sie überhaupt entdeckt wurden, weil deren Lebensraum durch den Menschen für immer zerstört wird.
- Die Hälfte der lebenden Korallen ist seit 1870 verschwunden.
- Die weltweite Waldfläche beträgt nur 68 % im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
- 75 % der Landoberfläche und 66 % der Meeresfläche sind durch menschlichen Einfluss verändert.
- Über 85 % der Feuchtgebiete sind in den letzten 300 Jahren verloren gegangen.
Warum ist die Biodiversität bedroht?
Der Mensch und sein hoher Rohstoff-Verbrauch ist der Hauptgrund für den rasanten Verlust an biologischer Vielfalt weltweit. In den Tropenländern werden Regenwälder abgeholzt für zum Beispiel Palmöl in unseren Lebens- und Reinigungsmitteln, Soja im Tierfutter, Rohstoffe im Handy oder für Papier.
Was wird weltweit unternommen, um die Biodiversität zu erhalten?
Das wichtigste weltweite Abkommen zum Schutz der Natur ist die UN-Biodiversitäts-Konvention (Convention on Biological Diversity - CBD), die 1992 auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro beschlossen wurde. Inzwischen ist dieses internationale Übereinkommen von 196 Vertragsparteien unterzeichnet worden. Sie haben sich das Ziel gesetzt, die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu erhalten und diese Vielfalt jetzt und in Zukunft so nachhaltig zu nutzen, dass möglichst viele Menschen davon leben können.
2010 wurden auf der Biodiversitäts-Konferenz in Japan 20 konkrete Handlungsziele beschlossen, die den Verlust an biologischer Vielfalt stoppen und diese für die nächsten Generationen sichern sollen.
So sollten unter anderem bis 2020 der Verlust der natürlichen Lebensräume halbiert und 17% der Landfläche und 10% der Meere unter Schutz gestellt werden.
Wurden die Ziele erreicht?
Die Weltgemeinschaft hat das Ziel, den dramatischen Arten- und Lebensraumverlust weltweit zu stoppen, bisher weit verfehlt. Keines der 20 Ziele wurde bis 2020 vollständig erreicht.
„Die Menschheit führt Krieg gegen die Natur“. Mit diesen Worten eröffnete der Generalsekretär der Vereinten Nationen António Guterres am 30. September 2020 den UN-Biodiversitätsgipfel in New York. 150 Staaten haben sich dort für die weltweite Bedeutung des Artenschutzes ausgesprochen. Dazu müsste sich in der Wirtschaft und in der Gesellschaft dringend etwas verändern, hieß es. Allerdings sind das bisher nur leere Wort ohne genaue Lösungsvorschläge. Für den Schutz der biologischen Vielfalt reicht das nicht aus.
Gibt es auch gute Nachrichten?
Es gibt auch kleine Hoffnungsschimmer: Einige EU-Länder haben für den Naturschutz etwas getan. So konnten seit 2010 bis zu 25 Vogel- und Säugetierarten vorläufig vor dem Aussterben gerettet werden, darunter der Papageientaucher und der europäische Biber. Auch die Rückkehr des Wolfes in Deutschland ist ein großer Erfolg für den Artenschutz. Trotzdem zählt er weiterhin zu den vom Aussterben bedrohten und streng geschützten Tierarten.
Auch weltweit gibt es Erfolge im Artenschutz. Das Goldene Löwenäffchen aus Brasilien war bereits vom Aussterben bedroht. Die kleinen Primaten konnten jedoch erfolgreich nachgezüchtet und ausgewildert werden und können sich in einem Schutzgebiet wieder vermehren. Heute ist das Goldene Löwenäffchen „nur“ noch stark gefährdet.
Das könnt ihr tun
Wir alle haben es in der Hand, die Vielfalt der Naturschätze zu bewahren. Denn wir alle verbrauchen Rohstoffe. Wenn wir sie achtsam und sparsam nutzen, ist schon viel getan.
Mit diesen Alltags-Tipps schützen wir auch die biologische Vielfalt:
- Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
- Regional und Bio: Für ökologisch angebaute Lebensmittel braucht man keine riesigen Monokulturen, chemischen Dünger und Pflanzenschutzmittel. Wenn wir regionale Produkte kaufen, sparen wir zudem Unmengen an Energie!
- Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Smartphone? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder aus Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu!
- Werde Bienenfreundin: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
- Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politikerinnen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.
Noch mehr Alltags-Tipps findet ihr hier.
Martina Wiesmayr für Rettet den Regenwald e.V.
Weltbiodiversitätsrat IPBES
UN-Konvention der Biologischen Vielfalt (CBS)
Buchtipp: Was hat die Mücke je für uns getan? Endlich verstehen, was biologische Vielfalt für unser Leben bedeutet (Oekom-Verlag)
Biodiversitätsziele
Weiterlesen
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Hallo ich bisn wieder, Emilia. Ich finde dieses Thema sehr interessant.
Lg
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