Orange-roter Asiatischer Zipfelkrötenfrosch im Sprung.
Der Zipfelkrötenfrosch mag Kälte: Er lebt 2.000 Meter über dem Meer, im Hochland von Vietnam (Bild: Benjamin Tapley)
Lesezeit ca. 8 Minuten

Wunderwelt Mekong: 224 Arten neu entdeckt – in nur einem Jahr!

Mekong – sein Name klingt nach einer geheimnisvollen Welt. So wie der Amazonas in Südamerika und der Kongo in Afrika. Der Mekong ist Asiens drittgrößter Fluss. Er durchströmt sechs Länder mit so vielfältiger Natur, dass die Fülle der Tier- und Pflanzenarten dort unermesslich ist. Jedes Jahr entdecken Forscherinnen und Forscher weitere unbekannte Wesen. 

Wichtigste Fakten
  • Wo fließt der Mekong?
  • Warum gibt es dort so viele Arten von Tieren und Pflanzen?
  • Gibt es Fotos von den neu entdeckten Arten?
  • Sind Tiere und Pflanzen dort bedroht?

Neue Arten zum Staunen

Viel zu oft erfahren wir von Tieren und Pflanzen, die vom Aussterben bedroht sind, oder die es schon gar nicht mehr gibt. Deshalb freuen wir uns über diese Nachricht ganz besonders: In der Region des Mekong in Südostasien haben Forscher-Teams aus aller Welt 224 ihnen bisher unbekannte Arten entdeckt – in nur einem Jahr. Davon berichtet die Umweltorganisation WWF im Januar 2022. 

Pflanzen waren am häufigsten dabei: 155 Arten insgesamt. Zu den jetzt entdeckten Tieren gehören Schlangen und Echsen (35 Arten), Frösche (17 Arten) und 16 Fische. Und sogar ein Säugetier: ein Langur aus der großen Familie der Affen. Eine neue Säugetierart zu finden, ist äußerst selten. 

Hier lernt ihr einige von den „Neuen“ kennen. Und ihr werdet staunen: Neuen Arten kann man auch im Museum oder sogar in einer Reisezeitschrift auf die Spur kommen:

Popa-Langur
 

Popa-Langur streift durch einen sonnenbeschienenen WaldDer Popa-Langur tappt in die Kamerafalle (Bild: WWF-Myanmar)

Im Museum für Naturgeschichte in London gibt es ein 100 Jahre altes aufbereitetes Modell (Präparat) des Popa-Langurs. Languren sind Affen, und Popa ist der Name eines erloschenen Vulkans in Myanmar in Südostasien. Man hielt diese Langurenart für ausgestorben. 

Ein Mann bringt Kamerafalle am Baum anDieser Kamerafalle entkommt keiner! (Bild: Naw Eh Hser Wah/WWF-Myanmar)

Doch vor nicht allzu langer Zeit fanden Forscher am Popa-Berg Knochen, die zu toten Languren gehörten. Man verglich diese Knochen jetzt mit denen im Museum und stellte verblüfft fest: Sie stammen von derselben Art. Das bedeutet: Die Popa-Languren leben! Und an Bäumen befestigte Kamerafallen haben genau das auch bestätigt – die Affen liefen ihnen durchs Bild. Experten schätzen, dass es ungefähr 200 bis 250 Tiere gibt. Sie leben nur in dieser trockenen Region im Herzen von Myanmar. Die meisten von ihnen rund um den Popa-Vulkan. So wurde eine extrem seltene Affenart zwar nicht neu, aber wieder entdeckt. 

Zweifarben-Gecko
 

der Zweifarben-Gecko ist vorn gelblich, hinten braun, mit schwarzen FleckenNiemand sonst in seiner großen Echsen-Familie besitzt eine solche Farbentrennung auf der Haut. Sie ist auch eine perfekte Tarnung (Bild: Mali Naiduangchan)

Er sieht aus, als hätte man ihn zur Hälfte gelb angestrichen: Der Zweifarben-Gecko ist vorne gelborange und hinten grau – und damit einzigartig auf der Erde. Gefunden wurde diese Echse im immergrünen Tropenwald in Thailand. Die außergewöhnliche Farbentrennung auf seiner Haut ist auch ein besonderer Schutz für den Gecko: Tagsüber tarnt er sich zwischen Flechten und Moosen, die auf Granitfelsen, Steinen und Baumstämmen wachsen. Nachts verkriecht er sich in Felsspalten und auf Ästen.

Stinkkäfer-Blume
 

Weiß-gelbe Blüte der Stinkkäfer-BlumeGanz schön stinkig! (Bild: Thawatphong Boonma)

Diese Blüte ist zwar wunderschön – stinkt aber gewaltig. Entdeckt haben Wissenschaftler sie jetzt in einem Pflanzenladen im Nordosten von Thailand. 

Übrigens: Wenn es heißt, dass eine neue Art „entdeckt“ wurde, bedeutet dies: Forscher und Forscherinnen haben sie erstmals wissenschaftlich beschrieben. Denn die Einheimischen kennen oder nutzen die Tier- und Pflanzenarten ihrer Heimat meistens schon seit Jahrhunderten. 

So wie auch diese Stinkkäfer-Blume, die zur Familie der Ingwer-Gewächse gehört: Die Menschen vom Isan-Volk in Nordthailand verwenden sie als Ersatzgewürz für ihre geliebte Chilipaste, die sie zum Reis essen. Normalerweise werden für dieses Rezept Stinkwanzen verwendet. Die genauso streng riechen wie die Blume, daher ihr Name. 

 

Schaufelfußfrosch
 

Bläulicher Schaufelfußfrosch von vorn auf einem braunen BlattGerade entdeckt – und schon in Gefahr: Sein Lebensraum ist durch Waldrodungen bedroht (Bild: Piotr Naskrecki)

Sein tiefes „waaaaah“ lockte die Forscher zu seinem Versteck: Aus einer flachen laubbedeckten Höhle an einem Bach ließ der Schaufelfußfrosch seinen Ruf ertönen – und landet nun in der Öffentlichkeit. Denn seine Art war den Wissenschaftlern bisher unbekannt. 

Grauschwarzer Frosch mit einer orangefarbenen Iris in Form eines Halbmondes(Bild: Jodi Rowley)

Auf dem Foto gut zu erkennen: Seine orange-farbene Iris hat die Form einer Mondsichel, und damit unterscheidet sich dieser Schaufelfußfrosch eindeutig von anderen rot-äugigen Fröschen seiner Heimat. Er ist im Hochland von Vietnam und Kambodscha zuhause. 



 

Krokodilmolch
 

Bräunlich-schwarzer Krokodilmolch auf Blättern und ÄstenSeinen Namen verdankt dieser kleine Molch der knorrigen Haut (Bild: Porrawee Pomchote)

Einem Biologen in Thailand fiel eine 20 Jahre alte Reisezeitschrift in die Hände. Sie zeigt ein Tier, das die Wissenschaft bisher nicht kannte. Und es ist offensichtlich im Doi Phu Kha National Park zuhause. 
Der Biologe wurde neugierig und machte sich mit seinem Team sofort auf den Weg. Und tatsächlich: Sie entdeckten diesen dünnen, knorrigen Molch in einem überwucherten Sumpfgebiet. Sogar mehr als 50 Molche schwammen dort umher. Wo diese Amphibien-Art lebt, ist die Natur noch gesund, sagen die Wissenschaftler. Der neu entdeckte Krokodilmolch legt seine befruchteten Eier auf den Spitzen von Gräsern und großen Felsen ab – in einer Höhe von 1.700 Metern. 
 

Auch sie gehören zu den „Neulingen“:

Der Mekong – Asiens drittgrößter Strom
 

Verlauf des Mekong mit Anrainerstaaten(Bild: Shannon/CC BY-SA 4.0)

Der Mekong ist zwischen 4.350 und 4.909 Meter lang. Ganz genau weiß man das nicht, weil es unterschiedliche Angaben über die genauen Quellen gibt. 

Der Mekong entsteht in 5.300 Metern Höhe aus mehreren Zusammenflüssen im Hochland von Tibet, das zu China gehört. Die Hälfte seiner gesamten Länge fließt der Mekong durch China. Dort heißt er noch Lancang. 

Dann verlässt er China und fließt weiter durch Myanmar, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam. Dort weitet sich der Fluss zu einem riesigen Delta und mündet schließlich ins Südchinesische Meer. 


 


Die Größere Mekong Region

Im Englischen heißt sie Greater Mekong Region. Das Gebiet erstreckt sich über die Länder Myanmar, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam. Es umfasst 800.000 Quadratkilometer, Ist also mehr also doppelt so groß wie Deutschland. 

Die Natur am Mekong ist so vielfältig wie ihre Landschaften: Es gibt hohe Gebirgsketten, Trockenwälder und immergrüne tropische Regenwälder, Flüsse mit ihren Überschwemmungsgebieten und Mangrovenwälder. Kein Wunder, dass die Mekong-Region so unermesslich viele verschiede Tier- und Pflanzenarten hervorbringt.

Artenvielfalt ohne Ende

Die Natur am Mekong ist eine wahre Wundertüte für Forscher und Naturschützerinnen, so Stefan Ziegler vom WWF. Mit ihren einzigartigen Tieren und Pflanzen gehört sie zu den weltweiten Hotspots. 

Jedes Jahr werden in der sogenannten Größeren Mekong Region neue Arten entdeckt und beschrieben. 3007 sind es insgesamt seit 1997. Und sehr viele Arten kommen nur hier vor, bei den Pflanzen und Amphibien (Frösche, Lurche, Molche) sogar mehr als die Hälfte aller Arten.

Umweltzerstörung ist die große Gefahr

Viele der Arten, die neu entdeckt wurden, sind zugleich stark bedroht. Denn durch Land- und Waldwirtschaft werden die Lebensräume für Tiere und Pflanzen immer kleiner. Auch Wilderei gefährdet ihr Überleben. 

Wissenschaftler und Umweltschützerinnen fordern deshalb, die Lebensräume am Mekong unbedingt zu schützen. „Sie beherbergen einige der bekanntesten und gefährdetsten Arten der Welt wie etwa den Tiger und den Mekong-Riesenwels“, sagt WWF-Experte Stefan Ziegler. „Verlieren wir die Mekong-Region als biologischen Hotspot, verlieren wir einen beträchtlichen Teil der globalen Artenvielfalt.“

Zeichnung vom Riesenwels mit Meeresflora aus dem Jahr 1899. Sie hängt in einem Buddhistischen Tempel in NordthailandBild eines Mekong-Riesenwels aus einem Tempel in Chiang Khong (Bild: Xufanc/CC BY-SA 4.0)
Quelle
World Wild Fund for Nature (WWF)
Wenn ihr Englisch könnt: Es gibt vom WWF eine PDF-Datei. Dort werden auf 24 Seiten die neuen Arten vorgestellt – mit tollen Fotos!
 
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Letzte Aktualisierung: 21. September 2022
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