Vier junge indigene Yanomami mit bunter Bemalung Mit Bemalung und Schmuck nehmen die Yanomami Kontakt mit den Schutzgeistern im Tier- und Pflanzenreich auf. (Bild: Christian Charon/flickr (CC BY-ND 2.0))
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So leben indigene Völker

Drei faszinierende Beispiele

Wie sieht der Alltag der Ureinwohner im Regenwald aus? Wir entführen euch auf drei Kontinente: zu den Yanomami nach Brasilien und Venezuela, zu den Pygmäen ins afrikanische Kongobecken und zu den Dayak auf Borneo. So verschieden diese Naturvölker auch sind – eines haben sie gemeinsam: ihr Wissen über die Schätze und Gefahren des Regenwaldes

Yanomami in Südamerika

Runddorf der indigenen Yanomami im Regenwald.Ein Dorf der Yanomami: Jede Familie hat ihre eigene Hütte mit Feuerstelle.

Als wäre ein Riesen-Ufo im grünen Meer gelandet – so sieht ein Dorf der Yanomami von oben aus: Mitten im dichten Regenwald schließen sich ihre Hütten zu einem  unterbrochenen Ring zusammen; sie sind aus Holz gebaut und mit Gras und Blättern gedeckt. Eine ganze Dorfgemeinschaft aus hundert, sogar 200 Menschen lebt hier gleichberechtigt zusammen. Einen Dorfchef gibt es nicht – und auch keinen persönlichen Besitz.

Die Yanomami bewohnen die Bergregenwälder im Grenzgebiet zwischen Brasilien und Venezuela. Ihr Territorium ist halb so groß wie Deutschland: rund 178.000 Quadratkilometer. 
Ihre Wohnstätten sind dabei keineswegs immer an derselben Stelle. Ist der Ackerboden ausgelaugt oder gibt es nicht mehr genug Wild zum Jagen, wird alles abgebaut und anderswo wieder aufgebaut, damit sich die Natur erholen kann.

Diese Menschen wissen seit Generationen, wie sie de Wald nutzen, ohne ihm zu schaden. Sie kennen und verwenden etwa 500 verschiedene Regenwaldpflanzen. Die Frauen sammeln Pflanzen, Pilze, Kräuter und Früchte für Essen und Medizin. Aus Holz entstehen Häuser und Werkzeug, aus Fasern werden Hängematten und Körbe geflochten. Die Aufgaben bei den Yanomami sind streng verteilt: Die Männer jagen, die Frauen bestellen die Waldgärten mit Feldfrüchten wie Maniok und Kochbananen. Zum Fischen geht die ganze Familie gemeinsam. Und nach der Arbeit bleibt noch genug Zeit für Meinungsaustausch, Feiern und religiöse Zeremonien.

Auf diese Weise konnten bis heute rund 20.000 Yanomami überleben. Und doch ist die Zukunft dieses Naturvolkes schon lange in Gefahr – vor allem durch Goldgräber, Holzfäller und Bergbaufirmen, die den Lebensraum der Yanomami zerstören, ihre Flüsse verseuchen, das Wild jagen und Krankheiten einschleppen. 
Die neue Regierung Brasiliens, die seit Anfang 2023 im Amt ist, spricht inzwischen sogar von Völkermord an den Yanomami: Im gesamten Amazonasgebiet haben Tausende  illegale Goldsucher die Natur und indigenen Schutzgebiete zerstört und eine Hungerkatastrophe ausgelöst. Präsident Lula da Silva ließ die kriminellen Goldgräber vertreiben.
Es ist ungewiss, wie lange die Yanomami ihre Kultur und ihr außergewöhnliches Wissen über die Natur noch bewahren können. 
Quelle: Survival International

Pygmäen in Afrika

Vier Frauen der Pygmäen mit Gefäßen auf den Köpfen stehe in der Steppe und blicken in die Kamera.Batwa-Frauen beim Wasserholen.

Das Wort „Pygmäe“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Fäustling. Es wurde im 19. Jahrhundert als Sammelbegriff für die Waldvölker erfunden, welche die zentralafrikanischen Länder bewohnen und deren Angehörige kleiner sind als die Menschen in Völkern: etwa 1,50 Meter.

Man schätzt, dass zwischen 250.000 und einer halben Million Menschen den Pygmäen-Völkern angehören. Sie heißen Aka, Baka, Mbuti, Twa, Batwa oder Mbendjele und leben in Ruanda, Uganda, Kamerun und den beiden Kongo-Republiken. Die Völker haben unterschiedliche Spachen, Kulturen und Gewohnheiten – aber ein Wort ist bei allen dasselbe: Jengi, der Geist des Waldes.

Es gibt nicht viele indigene Völker, die so eng mit dem Wald verbunden sind wie die Pygmäen. Ihr ganzes Leben richtet sich nach der Natur. „Ein Pygmäe liebt den Wald wie den eigenen Körper“, sagen die Menschen vom Stamm der Mbendjele, der im Norden der Republik Kongo zu Hause ist.  Ihr ganzes Leben richtet sich nach der Natur. 

Pygmäen sind traditionell Wanderjäger. Sie ziehen in kleinen Gruppen durch die Wälder, folgen den Spuren der Tiere. Mit Armbrust und Giftpfeil jagen die Männer Affen und Antilopen, die Frauen sammeln Kräuter, Früchte, wilden Honig und Medizinpflanzen. Ihre halbrunden Hütten aus gebogenen Zweigen und Blattwerk sind schnell auf- und wieder abgebaut; sie sehen aus wie Iglus und sind manchmal so groß, dass 30 Menschen Platz finden.

Doch durch die Abholzung der Wälder für Farmen und Plantagen, durch Kriege und Krankheiten verlieren die Naturvölker ihren Wald und damit auch die Lebensgrundlage. „Wenn wir nicht mehr in den Wald gehen können,“ sagt ein Batwa-Ältester aus Uganda, „dann können wir unseren Kindern nicht mehr beibringen, wie man jagt, Honig sammelt und Medizinpflanzen erkennt.“
Auüerhalb des Waldes jedoch ist das Leben für diese Menschen ebenfalls sehr schwer. Oft werden sie im eigenen Land als „Untermenschen“ bezeichnet, haben keine Rechte und kein Land, müssen betteln oder für Hungerlöhne arbeiten.
Quelle: Survival International

Dayak in Südostasien

Die Ureinwohner auf der Insel Borneo heißen Dayak. Das bedeutet „Mensch" oder auch „landeinwärts". Zu den Dayak gehören weit mehr als 100 verschiedene Stämme, darunter zum Beispiel zum Beispiel die Kanayatn, Iban, Kayan, Taman, Kantuk, Embaloh, Mualang oder auch die Bidayuh.

Die verschiedenen Stämme tragen teilweise unterschiedliche Trachten, halten andere rituelle Zeremonien sprechen jeweils eigene Sprachen.

Auch in ihrer Lebensweise unterscheiden sie sich: Einige Dayak-Stämme leben bis heute als Jäger und Sammler im tiefsten Dschungel im Herzen Borneos. Andere leben seit Generationen in Langäusern, einem Haustyp mit vielen Zimmern  oder „Bilik“, die durch Wände getrennt sind. Jedes Bilik gehört einer Familie, die aus Eltern, Kindern und Großeltern bestehen kann. Viele Dayak leben heute auch in den großen Städten der Insel.

Wir haben das kleine Dorf Tanah Putih in der indonesischen Provinz Zentral-Kalimantan besucht. Die Geschichte von Via und Sigit könnt ihr in der rechten Spalte herunterladen. Es ist eine wahre Geschichte, angereichert mit ein wenig Fantasie Sie heißt „Der Baumgeist".

 

Über welche Völker wollt ihr noch lesen? Schreibt uns eine E-Mail mit euren Vorschlägen an info@abenteuer-regenwald.de.

Datum: 29.12.2013

Letzte Aktualisierung: 22. April 2023
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