Fast Fashion: 60 neue Kleidungsstücke bzw. 30 Kilo Klamotten pro Jahr sind zu viel

Fast Fashion: Was macht der Regenwald in meinem Kleider­schrank?

Tropenholz im T-Shirt, Erdöl aus Ecuador in den Jeans: Der Inhalt unserer Kleiderschränke hat mehr mit dem Regenwald zu tun, als wir denken. Tauche ein in die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Modeindustrie und finde heraus, wie du dich cool anziehen und trotzdem die Natur schonen kannst. 

Wichtigste Fakten
  • Viskose, Polyester, Baumwolle: Für die Rohstoffe leiden Menschen und Natur.
  • Mode auf dem Müll: Die Probleme der Altkleidersammlung.
  • Wasser, Energie, Chemie: Unsere Kleidung hat einen großen ökologischen Fußabdruck.
  • Die Arbeitsbedingungen: Die Mode-Industrie verletzt Menschenrechte.
  • Die Lösung: Tauschen, ändern, recyceln – aus alt mach neu!

Fast Fashion – Was ist das eigentlich?

Der englische Begriff Fast Fashion steht für schnelle, billige Kollektionen, die große Handelsketten anbieten. Mindestens alle zwei Wochen kommen neue Zusammenstellungen von Kleidungsstücken in die Geschäfte. Diese werden schnell wieder durch neue ersetzt – in den Läden und den privaten Kleiderschränken.  

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Wie groß ist dein Fashion-Fußabdruck? Ab sofort kannst du mit unserem Fashion-Rechner deinen CO2-Fußabdruck berechnen. Finde heraus, mit welchen Tipps du ihn verkleinern und Klima und Regenwald schützen kannst.

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Was hat deine Kleidung mit dem Regenwald zu tun?

Einige Rohstoffe für unsere Kleidung kommen aus tropischen oder subtropischen Regionen. Für den Anbau oder die Gewinnung dieser Rohstoffe werden Regenwälder und andere artenreiche Natur zerstört und Menschen vertrieben. 

Diese Rohstoffe für Textilien kommen aus Ländern in den Tropen und Subtropen:

Illustration eines ratlosen Jungen in Jeans und T-Shirt,  daneben Textilbezeichnungen: Viskose, Leder, Baumwolle, Kautschuk – was bedeutet das?
Für die Gewinnung und Herstellung von Viskose, Baumwolle, Leder und Kautschuk wird die Natur zerstört. Bild: Abenteuer Regenwald

Sneaker: ein beliebtes Wegwerfprodukt

Von unseren Füßen sind sie nicht mehr wegzudenken: Sneaker haben die Welt erobert. Sie bestehen aus verschiedenen Materialien: Vor allem aus Kunststoffen, Naturkautschuk, Leder und Baumwolle. 

  • Naturkautschuk wird vor allem in Südostasien, Afrika, Mittel- und Südamerika gewonnen. Für die weltweite Kautschukproduktion wachsen in den Regenwaldländern riesige Baumplantagen heran – dort, wo früher Urwaldriesen standen. 
  • Das Problem mit Sneakern: Sie können nicht recycelt werden! Da die Sportschuhe aus verschiedenen Stoffen zusammengeklebt werden, kann man sie selten reparieren. Fast die Hälfte der Deutschen trägt die Schuhe nur ein bis maximal drei Jahre. Danach wandern sie in den Müll. 
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Altkleider: weggeworfen, verbrannt, selten recycelt

Jedes Jahr landen in Deutschland mehr als eine Million Tonnen unserer Anziehsachen in der Altkleidersammlung – das sind eine Million kleine Nilpferde! Die Qualität vieler Kleidungsstücke ist so schlecht, dass sie sich nicht einmal mehr zu Putzlappen, Dämmstoffen oder Fußmatten verarbeiten lassen. Die Lösung: Sie werden verbrannt oder tonnenweise ins Ausland exportiert. 

Unsere alten Kleider werden im globalen Süden zur Gefahr!

  • Deutschland gehört zu den größten Exporteuren von alten Textilien: Unsere Altkleidung wird in afrikanische Länder wie Ghana, Kenia oder Tansania; nach Indien und Pakistan; nach Bolivien oder Chile in Lateinamerika exportiert. Für die Menschen und die Natur in den betroffenen Ländern ist das oft katastrophal. Denn die Altkleider sind häufig so minderwertig, dass sie sich nur noch für den Müll eignen.
  • Was nicht verbrannt wird, türmt sich auf Abfallhalden, landet in der Natur, in Flüssen und im Meer, verseucht die Strände. Sogar in der Atacama-Wüste in Chile stapeln sich Tonnen von Altkleidern. Auf unseren Altkleiderbergen leben Menschen und Tiere. 
Kinder leben auf und an einem Müllberg in DAndora, Nairobi
Nur die Hälfte der aus Europa nach Kenia gelieferten Textilien aus der Altkleidersammlung können auf Second-Hand-Märkten verkauft werden. Die andere Hälfte ist kaputt, verschmutzt, unbrauchbar und landet auf riesigen Müllhalden – wie hier in Nairobi Bild: Textilemountain / Caitríona Rogerson

Das größte Problem der Billigmode: die Menge!

Durch die schnellen Kollektionswechsel von Fast Fashion hat sich seit dem Jahr 2000 die Herstellung von Kleidung weltweit mehr als verdoppelt. Denn die meisten von uns kaufen Kleidung am liebsten neu: im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Häufig werden das neue Top, die Hose oder das T-Shirt kaum getragen – jedes fünfte Kleidungsstück seltener als alle drei Monate. 

Diese Massenproduktion hat schwerwiegende Folgen für Menschen, Natur und  Klima – vor allem dort, wo die Bekleidung überwiegend hergestellt wird: in den Ländern des Südens. 

Illustration Rohstoffverbrauch für die Herstellung eines T-Shirts: Mit 1,5kg Baumwolle, 15.000 Litern Wasser für die Bewässerung der Pflanzen, 2,300 Litern Wasser für die Produktion und bis zu 6kg Textilchemie werden 6-7kg Kohlendioxid freigesetzt, damit wir ein T-SHirt zum Niedrigpreis kaufen können
Das alles verursacht die Herstellung eines einzigen T-Shirts. Doch den wahren Preis für ein Billig-Shirt zahlt die Natur Bild: Abenteuer Regenwald

Die größten Auswirkungen der Textil-Industrie

  • Sie zerstört artenreiche Lebensräume wie Regenwälder und Savannen.
  • Sie vergiftet Böden und Gewässer durch massenhaften Einsatz von Chemikalien für den Anbau und die anschließende Verarbeitung. 
  • Anbau und Herstellung verschlingen Unmengen von Wasser. Umgerechnet bedeutet das: Jeder Mensch auf der Erde nutzt pro Tag rund 280 Liter Wasser für Textilien, also ungefähr zwei volle Badewannen. 
  • Sie verursacht bis zu 10 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen
  • Durch das Waschen von Kunststoffen wie Polyester gelangen jedes Jahr 0,5 Millionen Tonnen Mikro-Plastikfasern über die Flüsse in die Ozeane: Gefährlich bis tödlich für die Meerestiere – und schädlich auch für uns Menschen, wenn das Plastik in unserer Nahrung landet. 
  •  80 Prozent der Altkleider werden verbrannt oder verrotten auf Mülldeponien. Ein großer Teil davon in den Ländern des Südens. 
  • Katastrophale Arbeitsbedingungen: Löhne, die nicht zum Lebensunterhalt reichen, Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden täglich, ohne Wochenenden. Auch die mangelnde Sicherheit der Gebäude und fehlender Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sind ein großes Problem. Das Risiko von Kinder- und Zwangsarbeit ist vor allem in Indien, China und den asiatischen Produktions- und Baumwollanbauländern hoch. In Südindien werden minderjährige Mädchen von ihren Eltern auf dem Land zur Arbeit in die Textilfabriken geschickt. 
Arbeiter der Textilindustrie demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen und in Gedenken an den Kollaps der Rana Plaza Fabrik in Bangladesh
Demonstration für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne in Bangladesh – nach dem größten Unglück in der Geschichte der Modeindustrie: Am 24. April 2013 stürzte die Textilfabrik Rana Plaza ein – 1135 Menschen kamen dabei ums Leben Bild: flickr / solidarity center (CC BY-ND 2.0)

Kann Fast Fashion auch nachhaltig sein?

Mitte März 2024 hat die Mehrheit der EU-Staaten für ein gemeinsames Lieferkettengesetz gestimmt. 
Danach sollen europäische Unternehmen die Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltschutz in ihren Lieferketten sicherstellen - also auch bei ihren Lieferanten aus anderen Ländern. Unternehmen müssen nun künftig darlegen, dass von ihnen importierte Produkte aus Drittländern dort nicht zu Kinderarbeit oder Umweltschäden führen.
Das Gesetz gilt aber nur für Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und einem Umsatz ab 450 Millionen Euro pro Jahr. 
Deutschland hat sich bei der Abstimmung auf Druck der FDP enthalten. Die Partei befürchtet Nachteile für die Wirtschaft.
Kritiker sagen allerdings, dass es so gut wie unmöglich ist, die gesamte Lieferkette eines Produktes nachzuvollziehen.

Die Europäische Union verhandelt derzeit (Herbst 2023) über die neue sogenannte Ökodesign-Verordnung. Das bedeutet: Produkte sollen künftig länger halten und leichter zu reparieren sein. Die Verordnung betrifft eine breite Palette von Produkten wie etwa Kleidung und Smartphones und andere elektronische Geräte. Auch die Vernichtung unverkaufter Textilien soll verboten werden.

Es gibt jede Menge Nachhaltigkeits- und Öko-Siegel. Doch der Siegel-Dschungel ist oft schwer zu durchschauen. Und ein T-Shirt aus Bio-Baumwolle zum Beispiel garantiert nur den ökologischen Anbau der Pflanze ohne Gifte. Über die Weiterverarbeitung sagt es nichts aus. 

Die Modebranche redet von Kreislaufwirtschaft – dass aus einem T-Shirt wieder ein T-Shirt wird. Doch die Realität sieht leider so aus: Weniger als ein Prozent aller Textilien ist aus Fasern alter Textilien gefertigt. Und nur drei Prozent unserer Kleidung bestehen aus recyceltem Material. Der größte Teil von diesen drei Prozent sind Kunststoffe aus alten Plastikflaschen. 

  • Das traurige Fazit: Fast Fashion kann niemals nachhaltig sein. Die immer schneller wechselnden Modetrends verletzen Menschenrechte, zerstören die Natur und heizen das Klima weiter an. Das einzige, was hilft: weniger neu kaufen!
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Das kannst du tun:

Die Grafik zeigt verschiedene Mensche, die Kleidungsstücke reparieren und weitergeben.
Auch du kannst etwas gegen die Müllberge aus Kleidung tun Bild: Abenteuer Regenwald
Upcycling deiner alten Kleidung Mehr lesen
  1. Reduzieren: Kaufe weniger und langlebigere Anziehsachen oder leihe dir etwas aus.
  2. Reparieren: Bringe deine Schuhe zum Schuster, stopfe kleine Löcher in deinen Socken oder mach etwas ganz anderes daraus. 
  3. Wiederverwenden: tausche Kleidungsstücke mit deinen Freundinnen und Freunden oder verkaufe ungeliebte oder zu klein gewordene Kleidung.
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Der regenwäldler 11.04.2024

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