Handys werden im Regenwald an einem Baum angebracht, um Geräusche aufzunehmen und so illegale Holzfäller zu entlarven Topher White mit seiner Erfindung: Die Solarzellen umrahmen das Smartphone und liefern Strom (Bild: Rainforest Connection (CC BY 2.0))
28. Juni 2018 - Lesezeit ca. 3 Minuten

Geniale Idee: Alte Handys überführen Tropenholz-Diebe

Ein junger Physiker aus San Francisco will die Regenwälder vor Abholzung retten und überwacht die Dschungel-Geräusche mit alten Smartphones. Sie fangen aber nicht nur die vielstimmigen Tierlaute ein – der Lauschangriff gilt vor allem den Kettensägen und hat schon viele illegale Holzfäller ertappt.

Eigentlich wollte Topher White nur Urlaub machen. 2011 reiste der junge Wissenschaftler aus San Francisco/USA auf die indonesische Insel Borneo, um in einem Schutzgebiet für die bedrohten Gibbon-Affen auszuhelfen. Es war ein Dschungel-Trip mit großen Folgen: Topher White verstand, dass nicht nur die Gibbons und ihr Lebensraum in Gefahr sind, sondern dass überall in den Tropen die Regenwälder verschwinden und mit ihnen viele Tier- und Pflanzenarten. Bis zu 90 Prozent aller Rodungen in tropischen Regenwäldern sind illegal, das schätzt die internationale Polizeiorganisation Interpol.

Schon nach dem ersten Test: Diebe gefasst

Topher White wollte etwas dagegen tun. Und so wurde der junge Physiker und Elektro-Ingenieur zum Umweltschützer. „In Indonesien begriff ich, dass ich für den Kampf gegen illegale Abholzung eine einfache Lösung hatte“, sagt Topher in einem Gespräch mit der Naturzeitschrift National Geographic.
Und die Lösung sieht so aus: Ein ausrangiertes Smartphone bekommt Solarzellen für die Stromversorgung und ein zusätzliches Mikrofon. Dann wird das Gerät in eine Baumkrone gehängt und nimmt alle Geräusche im Dschungel auf, die in einem Umkreis von mehr als einem Kilometer zu hören sind. Den Handy-Computer hat Topher so umgestaltet, dass er Motorengeräusche von Urwaldlauten unterscheiden kann. Hat es das Kreischen von Kettensägen oder Motorenlärm von Fahrzeugen erkannt, schickt es eine E-Mail an Ranger oder Behörden. Die wissen dann genau, wo sie die Holzdiebe finden. Alles passiert in Echtzeit.
„Als wir die Handys zum ersten Mal in Indonesien testeten, bekamen wir am zweiten Tag einen Alarm und erwischten die Holzfäller auf frischer Tat“, erzählt Topher. „Es war toll: Als Ingenieur nicht nur etwas gebaut zu haben, das irgendwer irgendwie benutzt, sondern etwas, das den Umweltschützern bei ihrer Arbeit hilft.“

Inzwischen lauschen die Smartphones nicht nur in Indonesien, sondern auch im afrikanischen Kamerun und in Peru, Ecuador und Brasilien in Lateinamerika.
Dort überführen sie Holzfäller und Wilderer – aber sie sammeln auch Daten für Wissenschaftler. Denn jeder Vogelschrei, jedes Affengebrüll oder Tigerfauchen zeigt ihnen, wo bedrohte Tierarten leben, die Schutz brauchen.

So lauscht ihr selbst in den Dschungel

Wollt ihr hören, wie der Dschungel in Peru oder Brasilien klingt – genau in dem Moment, wo ihr ihm lauscht? Die kostenlose App von Topher Whites Rainforest Connection bringt euch die Urwaldlaute unmittelbar ans Ohr.
Hier könnt ihr direkt reinhören: https://rfcx.org/

Eure alten Handys schützen Gorillas

Ausgediente Smartphones können wir natürlich nicht nach San Francisco schicken. Wenn ihr euer altes Handy aber nicht mehr braucht, macht mit bei unserer Aktion „Ein Handy für den Gorilla“: Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt schickt alte Handys zum Recyceln und schützt mit dem Geld die Gorillas im Kongo. Infos findet ihr hier.

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