
Starker Auftritt für den Regenwald
- Worüber spricht Alice als Influencerin?
- Wen erreicht sie mit ihren Botschaften?
- Welche Rolle spielen die Indigenen beim Schutz der Regenwälder und des Klimas?
- Können die Ureinwohner ihre Tradition mit dem Alltag von heute verbinden?
Die lange Reise zur Klimakonferenz
Federschmuck, Glasperlenketten, bunte Kleider und Schminkfarben sind verpackt – Alice Pataxó ist im November zur Klimakonferenz in die schottische Stadt Glasgow gereist.
Zusammen mit 40 Abgesandten der indigenen Völker Brasiliens will sie den Regierenden der Welt die Augen öffnen: über die wachsende Zerstörung der Amazonas-Regenwälder und die Gewalt gegen die Ureinwohner unter Präsident Jair Bolsonaro.
Mehr als 8.000 Kilometer hat Alice Pataxó dafür zurückgelegt – Bolsonaro blieb in Brasilien und ließ sich nur kurz per Video zuschalten. Seine Botschaft findet ihr hier.
„Unser Staat denkt nur an wirtschaftliche Ausbeutung – aber nicht an Nachhaltigkeit. An uns Indigene denkt die Bolsonaro-Regierung schon gar nicht. Das muss jetzt beim Klimagipfel unbedingt angesprochen werden. Damit die Welt versteht, wie wichtig unsere Territorien für den Klimaschutz sind." Das sagt die junge Aktivistin in die Kameras der Reporter vom ARD-Weltspiegel und der Tagesschau. Auch andere deutsche Medien berichteten zuvor schon über Brasiliens mutige und erfolgreichste Influencerin (die Links dazu stehen unten bei den Quellen).


Schon mit 15 musste sie ums Überleben kämpfen
Alice Pataxó ist 20 Jahre alt, sie lebt in einem Dorf in dem Naturschutzgebiet Monte Pascoal im Süden des Bundesstaates Bahia an der Atlantikküste.
Eigentlich heißt sie Alice Maciel de Souza; Pataxó ist der Name ihres Volkes, Alice hat ihn für die sozialen Medien gewählt. In Brasilien leben rund 300 indigene Völker – Indigene nennt man die Ureinwohner eines Landes.
Als Alice 15 Jahre alt war, wurden die Familien aus ihrem Dorf von der Polizei mit Bulldozern vertrieben. Farmer wollten das Land für Ackerbau und Viehweiden. Auch das Haus, in dem Alice mit ihrer Mutter lebte, zerstörten sie. Eine Zeit lang mussten sie in Zelten am Rand einer Bundesstraße leben. „Dieser Überlebenskampf hat mich stark gemacht“, sagt Alice.
Inzwischen konnten die vertriebenen Pataxó auf das Land zurückkehren, das ihre Vorfahren Jahrhunderte lang bewohnt hatten. Das Gebiet rund um ihr Reservat ist abgeholzt. Nur dort, wo ihr Land beginnt, gibt es noch gesunden Wald. „Man sieht hier klar, dass wir Indigene den Urwald besser schützen als andere, damit unser Territorium erhalten bleibt", sagt Alice im ARD-Weltspiegel.
Ochsenknochen in der Nase und hipper Bikini
Hunderttausend Menschen in Brasilien folgen der jungen Influencerin, wenn sie in den Kanälen der sozialen Netzwerke ihre Videos, Fotos und Tipps verbreitet. Auf Instagram zeigt sie sich oft lächelnd im Bikini am Strand. Mit Federschmuck auf dem Kopf und einem dünnen Ochsenknochen durch die Nase. Sie bewirbt Sandalen oder Glasperlen-Schmuck, den Indigene vom Amazonas entworfen haben. Auf Instagram verdient Alice ihr Geld.

Alte Bräuche und Internet – beides geht
Und auf Twitter wird sie politisch: Alice will in ihrem Land etwas verändern. Es geht ihr um die Rechte der Indigenen und um Umweltschutz. Beides ist ja eng miteinander verbunden.
Denn mit ihrer naturnahen Lebensweise haben die Ureinwohner ihrem Wald immer nur so viel genommen, wie sie brauchen. Und ihn so bis heute bewahrt.
Auf Twitter treffen sich die jungen Indigenen Brasiliens, wenn es um Politik geht. Alice ist das bekannteste Gesicht dieser jungen neuen Generation.
„Was bedeutet es für uns, indigen zu sein?“ fragt sie zum Beispiel in ihren Tweets. Indigen zu sein, hat etwas mit Tradition zu tun, aber deswegen seien Indigene noch lange nicht rückständig. „Es ist eben kein Widerspruch, dass wir Pataxó von selbst angebauter Nahrung leben und gleichzeitig das Internet nutzen“, erzählt die Aktivistin in einem brasilianischen Kinderkanal. Und auch, dass ihr Schulunterricht zum Teil im Wald stattfand und sie heute an der Universität von Südbahia Jura studiert. Alice will Anwältin werden, um die Rechte indigener Völker zu vertreten.
Ein Gruß von der Klimakonferenz nach Hause
Mehr als eine Woche war Alice Pataxó auf der Klimakonferenz in Glasgow – und dies ist ihre Botschaft, die sie vor ihrer Rückreise auf Facebook an ihre Freunde schreibt:
„Es ist Brasilien, ich komme nach Hause, und es ist eine immense Freude, weil ich es schon vermisst habe. Aber ich möchte auch sagen, dass jeder Moment hier in Europa intensiv war, es gab Siege, Kämpfe, Weinen, Lächeln... Aber ich freue mich, dass ich dazu beigetragen habe und mein Bestes gegeben habe. Ich bin einfach stolz auf die brasilianische Jugend, die hier viel diskutiert und gezeigt hat, und auf die indigenen Abgesandten, die diese Chance und dieses Recht, im Mittelpunkt der Diskussionen zu stehen, genutzt haben...“
Wir haben viele Fotos von Alice Pataxó in ihren Netzwerken entdeckt, die wir euch hier gern zeigen würden. Wir haben Alice gefragt, ob sie damit einverstanden ist – auf ihre Antwort warten wir noch.

Quellen (die Links führen zu anderen Webseiten):
Letzte Aktualisierung: 18. November 2021Diesen Artikel kommentieren
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