Demo von Umweltschützern bei der COP26 in Glasgow, November 2021 Aufmerksamkeit ist ihm sicher: Ein-Mann-Demo bei der Klimakonferenz in Glasgow (Bild: francis mckee /CC BY 2.0)
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Klimagipfel und Regenwald: Die verpasste Chance

Es war die größte Klimakonferenz, die es je gab. Fast 200 Staaten und 40.000 Menschen aus aller Welt trafen sich im schottischen Glasgow, um die Erhitzung der Erde aufzuhalten. Dort ging es auch um die Wälder der Erde. Ihre Abholzung soll bis 2030 gestoppt werden. Dazu verpflichteten sich mehr als 100 Länder. Auch Brasilien und Indonesien. Doch die Aussagen beider Länder lassen daran zweifeln, dass sie es ernst meinen. 

Wichtigste Fakten
  • Was wurde zum Schutz der Wälder vereinbart?
  • Was sagen die Regierungen in Brasilien und Indonesien?
  • Was bedeutet die Konferenz für die Regenwälder?
  • Waren die Ureinwohner beteiligt?

Keine Waldrodungen mehr nach 2030

Am 2. November haben auf dem Weltklimagipfel die Regierungschefs von mehr als 100 Staaten eine gemeinsame Erklärung verabschiedet: Die Vernichtung der Wälder soll bis 2030 beendet werden. Zu den beteiligten Ländern gehören 85 Prozent aller Waldgebiete der Erde. 
Unterschrieben haben auch die Staaten mit den größten Wäldern überhaupt: Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien, die Demokratische Republik Kongo,  China und Norwegen.

Bis dahin kann man noch weitere 8 Jahre abholzen – wenn man will

Mit dieser Vereinbarung werde praktisch grünes Licht gegeben „für ein weiteres Jahrzehnt der Entwaldung“, kritisiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace. 
Schon 2014 hatten rund 200 Teilnehmer eines Klimatreffens der Vereinten Nationen in New York angekündigt, bis 2020 nur noch halb so viele Wälder abzuholzen wie bisher, und die Rodungen bis 2030 zu stoppen. Dennoch wird weiterhin ungebremst abgeholzt. Ganz besonders im Amazonas-Regenwald unter der Regierung des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro.

Amazonas-Landschaft westlich von Manaus, in BrasilienRegenwälder tragen entscheidend zum Klimaschutz bei. Sie entnehmen der Atmosphäre schädliches Kohlendioxid und schenken uns die Luft zum Atmen (Bild: LecomteB CC BY-SA 4.0)

Brasiliens zweifelhaftes Versprechen

Brasiliens Machthaber war nicht persönlich in Glasgow dabei. Er ließ sich per Video mit dieser Botschaft zuschalten: „Wir verpflichten uns, die illegale Abholzung bis 2030 zu beenden. Ich rufe alle Länder dazu auf, ihre Wälder zu schützen." 
Was ist dieses Versprechen überhaupt wert? Nicht viel, meinen nicht nur die betroffenen indigenen Völker Brasiliens. 
„Da muss man skeptisch sein“, so der Hamburger Klimatologe Prof. Jochem Marotzke in einem NDR-Interview. „Es soll ja die illegale Abholzung gestoppt werden. Und wenn man sich anschaut, wie die brasilianische Regierung selbst das illegale Abholzen befördert...“
Gesetzwidrige Abholzung stoppen, das läuft in Brasilien häufig so: Man erklärt die Abholzung, die dort sowieso stattfindet, später für rechtmäßig. 

Immer wieder hat Bolsonaro Goldgräber und Landwirte dazu ermutigt, das Land auszubeuten. Das heißt: Natur zu zerstören für noch mehr Soja-Plantagen und Rinderweiden. 
Innerhalb eines Jahres (August 2020 bis Juli 2021) wurden im brasilianischen Amazonas-Regenwald 13.235 Quadratkilometer vernichtet. Das sind mehr als 10 Prozent der gesamten Waldfläche in Deutschland (111.000 km2).

Und es besteht die Gefahr, dass das unter Bolsonaro Jahr für Jahr so weitergeht bis 2030.... 

Indonesiens Rückzieher

Auch Indonesiens Regierung unterschrieb die Vereinbarung. Präsident Joko Widodo sagte, sein Land sei gesegnet mit viel Regenwald. Seine Regierung verpflichte sich, diesen als „natürliches Kapital" zu beschützen.
Nur zwei Tage später ruderte seine Umweltministerin Siti Nurbaya Bakar zurück. „Unfair und unangemessen“ seien die Vorgaben, sie würden Indonesiens Entwicklungszielen widersprechen.
Indonesiens Urwälder gehören nach Amazonien und dem Kongo-Becken zu den drittgrößten Regenwaldgebieten der Erde. Dort leben die letzten Orang-Utans, Waldelefanten, Nashörner und Tiger des Landes. Verlieren sie ihre Lebensräume, werden sie endgültig von der Erde verschwinden.

Die Bewahrer der Regenwälder wurden nicht beteiligt

Die Abgesandten der Ureinwohner der Erde waren zahlreich nach Glasgow gereist – allein aus Brasilien kamen 40 Indigene. Zu ihnen gehörte auch Alice Pataxó, Sie alle wollten der Weltgemeinschaft zeigen: Wir sind die wahren Hüter der Wälder. Wir besitzen das Jahrhunderte alte Wissen, wie wir unsere Natur nutzen und gleichzeitig bewahren können. Wir haben unsere Regenwaldgebiete bis heute verteidigt und mit unserer Lebensweise haben sie auch eine Zukunft.
Die Indigenen wurden in Glasgow zwar gehört – aber an den Entscheidungen beteiligt wurden sie nicht. 

Wir sind enttäuscht, dass unsere Stimmen und die Stimmen der indigenen Völker auf der Klimakonferenz nicht respektiert werden.“ Das sagt Umbu Wulang von der indonesischen Umweltorganisation Walhi. „Die Vereinbarung in Glasgow reicht nicht, um das Klima zu retten, zumal Umwelt- und Waldschützer nicht beteiligt wurden.“

Was können wir tun?

Die Staatschefs haben die Macht – aber auch wir sind nicht machtlos. Denn als Verbraucherinnen und Verbraucher können wir uns jeden Tag für den Regenwald entscheiden. Wir kaufen einfach keine Produkte, für die er abgeholzt wurde. Dazu gehört Palmöl in Lebensmitteln aus dem Supermarkt. Oder Fleisch, Milch, Eier und Käse aus der Massentierhaltung. Viele Infos findet ihr auch bei unseren Alltagstipps


Quellen: ARD, NDR, Spiegel, 

Letzte Aktualisierung: 19. November 2021
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