Mittelamerikanischer Tapir, stark gefährdet Der mittelamerikanische Tapir ist ein Super-Samenverbreiter – aber stark gefährdet (Bild: Brian Gratwicke/CC BY-NC 2)
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Die Regenwälder verlieren ihre tierischen Förster

Ohne Tiere können die meisten Pflanzen nicht überleben. Insekten, Vögel und Säugetiere befruchten die Blüten und tragen die Samen weiter. Durch Abholzung und Wilderei gibt es immer weniger Tiere. Ganz besonders in den Regenwäldern. Was bedeuten „leere Wälder" in den Tropen für das Leben auf der Erde – jetzt und in Zukunft? Antworten gibt eine neue Studie.

Wichtigste Fakten
  • Was sind „tierleere“ Regenwälder?
  • Warum sind die Tropen-Tiere für die ganze Erde so wichtig?
  • Worum geht es bei den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung?
  • Was haben die Regenwald-Tiere damit zu tun?

Mitte März 2021 läuteten bei Ben Okita Ouma alle Alarmglocken. Er ist in Kenia Leiter der Elefanten-Fachgruppe der Weltnaturschutzunion (IUCN). Grund seiner Besorgnis: Die Zahl der Afrikanischen Waldelefanten ist in den vergangenen 30 Jahren um 86 Prozent zurückgegangen. Deshalb setzt sie die IUCN nun ganz oben auf die Liste der bedrohten Arten: Sie sind akut vom Aussterben bedroht (mehr dazu in unserem Tierporträt).

Superförster in Gefahr

Afrikas Regenwälder brauchen die grauen Riesen; die asiatischen übrigens auch. Denn große Pflanzenfresser wie auch Nashörner und Tapire sind die Superförster im Dschungel: Die Samen der Früchte, die sie fressen, scheiden sie auf ihren Streifzügen oft unverdaut wieder aus. Im Waldboden schlagen die Samen Wurzeln und können zu neuen Bäumen heranwachsen. Alle Arten der Elefanten, Tapire und Nashörner sind inzwischen starkt gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Auch die kleinen Gärtner verschwinden

Doch nicht nur die großen Tiere „pflanzen“ junge Bäume. Unermüdlich bestäuben Insekten, Vögel und Fledermäuse die Blüten, so dass sich die Pflanzen vermehren. So tragen unzählige Tiere dazu bei, dass sich die Regenwälder erneuern und die Vielfalt der Arten erhalten bleibt. Normalerweise.

Doch es gibt ein großes Problem: Die Artenvielfalt auf der Erde wird immer kleiner. Ganz besonders in den tropischen Regenwäldern. Denn sie beheimaten mehr als die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten. Wird die Natur zerstört oder ausgeraubt, sind auch viele Arten in Lebensgefahr.
Ohne die Tiere als Bestäuber und Samenverbreiter können sich ganze Ökosysteme tiefgreifend verändern. Ein Ökosystem ist die Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren an einem bestimmten Ort.

So wachsen zum Beispiel in einem geschädigten Wald in Nigeria immer weniger Fruchtbäume, weil es dort kaum noch Affen gibt, die ihre Samen verbreiten.

Die Frage: Was bedeuten tierleere Wälder ....

... für die Menschen, für die Natur und für unser zukünftiges Leben auf der Erde?
Das wollten Forscher aus Deutschland und Schweden herausfinden. Grundlage für ihre Studie waren die Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen: Im Jahr 2015 haben sich alle Mitgliedstaaten auf 17 Ziele geeinigt, die sie bis 2030 erreichen wollen. Jedes Land soll einen Beitrag dazu leisten. Damit alle Lebewesen auf der Erde auch in Zukunft gut leben können.


Viele Infos zu diesen Zielen erhaltet ihr in einem ganz besonderen Mitmach-Kalender. Dort findet ihr spannende, lustige und nützliche Tipps, was ihr selbst dazu beitragen könnt, damit unsere Erde lebenswert bleibt. Rechts im grünen Feld direkt zum Herunterladen.
 

Die Antwort: Ohne die Regenwald-Tiere hat die Menschheit ein Problem

Die Forscher haben für ihre Studie unter anderem diese UN-Ziele ausgesucht:
Was bedeuten tierleere tropische Regenwälder für ausreichende Ernährung auf der Welt (Ziel 2), für gesundes Leben (Ziel 3) und für den Klimaschutz (Ziel 13)?

Ihre Antworten haben wir für euch zusammengefasst:

  • Ernährung sichern: Von Wildfleisch ernähren sich Menschen, die im und am Wald wohnen – ohne die Anzahl der Tiere zu gefährden. Denn sie jagen nur so viel wie sie brauchen. Ohne Tiere müssten vor allem die Ureinwohner und ärmere Familien hungern. Viele Kinder sind bereits unterernährt. Die tropischen Waldtiere sind auch extrem wichtig für die Bestäubung der essbaren Pflanzen. Wenn Insekten, Fledermäuse oder Vögel fehlen, könnten die Menschen weniger Früchte oder Nüsse ernten.
     
  • Gesundes Leben für alle: Wird die Natur zerstört, teilen sich die überlebenden Tierarten die kleiner werdenden Lebensräume mit der Bevölkerung. Doch Wildtiere können Wirte von Krankheitserregern sein. Diese unnatürliche Nähe trägt dazu bei, dass Keime von Tieren auf Menschen überspringen. Ein Beispiel dafür ist das Corona-Virus. Für uns alle ist es deshalb wichtig, dass Wildtiergemeinschaften in tropischen Wäldern gesund sind und ungestört bleiben.
     
  • Klimaschutz: Tropische Regenwälder gehören zu den bedeutendsten Kohlenstoffspeichern der Erde. Gesunde Wälder mit ihrem vielfältigen Zusammenspiel zwischen Tieren und Pflanzen sind für das Klima extrem wichtig. Fehlen die tierischen Samenverbreiter, kann die Vegetation weniger Kohlenstoff speichern. Im Atlantischen Küstenwald Brasiliens wurden die hohen und dicken Bäume immer seltener, weil größere Säugetiere und Vögel fehlten.

Vorbild Ureinwohner

 

Die Bewohner des Bergdorfes Kalakuasan müssen den Fluss Tanabag überqueren, um vom Tiefland in ihr Dorf zu gelangenDie Batak auf der Philippinen-Insel Palawan nehmen von der Natur nur so viel, wie sie zum Leben brauchen. (Bild: Dario Novellino)

Die Empfehlung der Forscher: Die Artenvielfalt in den Tropenwäldern kann nur untersucht und geschützt werden, wenn die lokale Bevölkerung eingebunden wird. Wenn man die Natur bewahren will, muss man auch die Lebensweise und die Kultur der indigenen Gemeinschaften (Ureinwohner) mit einbeziehen.

Denn es sind vor allem die Waldbewohner, die viele Jahrhunderte lang ihr Wissen weitergegeben und bis heute die noch bestehenden Regenwaldgebiete erhalten und verteidigt haben. Und das werden sie auch in der Zukunft tun – wenn wir sie lassen.

                                                                                                                                                                                                                                          

Quelle:

Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und Lund University Centre for Sustainability Studies (LUCSUS). Die Studio wurde in der Fachzeitschrift Ambio veröffentlicht.

Letzte Aktualisierung: 19. August 2021
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